Bundesregierung hält an Tamiflu fest APOTHEKE ADHOC, 12.05.2014 15:09 Uhr
Die Bundesregierung hält an der weiteren Bevorratung und an einem möglichen Einsatz der Grippemittel Tamiflu (Oseltamivir, Roche) und Relenza (Zanamivir, GSK) fest. In seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen verweist das Bundesgesundheitsministerium (BMG) darauf, dass es bislang keine überlegenen alternativen medikamentösen Therapien für den Fall einer schwerwiegenden Pandemie gebe.
Zwei aktuelle Analysen der Cochrane-Collaboration hatten keinen Nachweis erbracht, dass die Medikamente geeignet sind, Grippe wirkungsvoll zu bekämpfen oder dieser vorzubeugen. Laut eigenen Angaben hat die Regierung bereits 2012 die Kritik der Cochrane Collaboration an den Mitteln durch Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und Robert-Koch-Institut (RKI) prüfen lassen.
Wegen der bestehenden Vorräte bei Bund und Ländern sieht die Bundesregierung derzeit keinen Anlass, schon jetzt über eine weitere Bevorratung mit den Neuraminidasehemmern zu entscheiden. Derzeit werde aber der Nationale Pandemieplan von Bund und Ländern überarbeitet, heißt es in der Antwort. Dabei würden die aktuellen Studienergebnisse berücksichtigt. Im September sollen erste Ergebnisse des Plans zum Krisenmanagement vorgestellt werden.
Möglicherweise werden die Medikamente auch in Zukunft eingelagert: Nach der Pandemie von 2009 hätten nämlich acht europäische Länder ihre Pandemiepläne bereits überarbeitet; Länder wie Frankreich, die Schweiz und Großbritannien bevorrateten weiterhin antivirale Arzneimittel, so das BMG. Auch die Zulassungsbehörden bewerteten das Nutzen-Risiko-Verhältnis der Grippemittel als positiv.
Die Gesundheitssprecherin der Grünen, Kordula Schulz-Asche warf der Bundesregierung vor, die neuen wissenschaftlichen Ergebnisse völlig auszublenden und sich vor einer Kosten-Nutzen-Bewertung der Medikamente zu drücken.
Zudem verschweige die Regierung in ihrer Antwort, dass die offizielle Haltbarkeit der behördlich angelegten Vorräte bald ablaufe. Damit riskiere sie, dass anstatt in die intensive Forschung erneut in Unmengen von „fast nutzlosen antiviralen Medikamenten“ investiert werde. Schulz-Asche nannte das einen Skandal.
„Wir fordern eine sofortige Verstärkung der öffentlichen Forschung, der Kooperation mit der Gesundheitswirtschaft und der internationalen Zusammenarbeit zur Prävention und Therapiemöglichkeiten pandemischer Grippeinfektionen, um heute – und nicht erst wieder im Pandemiefall – angemessene Vorkehrungen zu treffen“, so Schulz-Asche.