36 Millionen Impfdosen standen in der vergangenen Saison zur Verfügung, so viele wie nie zuvor. Auf die Impfquote hatte das allerdings nicht den erhofften Effekt. Wie eine Analyse der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt, war diese in der entscheidenden Altersgruppe sogar rückläufig. Und auch Zahlen des GKV-Spitzenverbands deuten darauf hin, dass nicht einmal die Hälfte verimpft wurde. Umso wichtiger könnte jetzt das Engagement der Apotheken sein.
Knapp 44 Prozent der über 60-Jährigen haben sich laut TK-Auswertung in der vergangenen Grippesaison gegen Influenza impfen lassen. Die Impfquote ist damit im Vergleich zur Saison 2020/2021 wieder gesunken, damals hatten sich rund 47 Prozent der über 60-jährigen bei der TK Versicherten impfen lassen. In der Grippesaison 2019/2020 – vor der Coronapandemie – hatten 36 Prozent der über 60-Jährigen eine Grippeschutzimpfung erhalten.
Insgesamt haben 2021/22 über alle Altersgruppen hinweg 17 Prozent der TK-Versicherten eine Grippeschutzimpfung erhalten, ein leichter Rückgang im Vergleich zur vorherigen Grippesaison (18 Prozent).
Absolute Zahlen kann die TK derzeit nicht zur Verfügung stellen, rechnet man den Durchschnittswert über alle Altersgruppen hinweg auf die Bevölkerung hoch, kommt man auf rund 14 Millionen Impfungen. Entsprechend müssten 22 Millionen Dosen in Praxen beziehnungsweise Apotheken, Großhandel und bei den Herstellern übrig geblieben sein – eine Erstattung für die Apotheen hatte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) in diesem Jahr abgelehnt.
Zahlen des GKV-Spitzenverbands deuten ebenfalls darauf hin, dass Grippeimpfstoffe in großem Umfang unerimpft geblieben sind. Demnach wurden in der vergangenen Saison rund 13 Millionen Dosen verimpft:
Ein Sprecher weist darauf hin, dass es viele unterschiedliche Abrechnungsziffern bei Impfungen gibt; man habe alle entsprechenden Ziffern nach bestem Wissen aufgenommen. Zudem sehe man nur kollektivvertragliche Impfleistungen, selektivvertragliche hingegen nicht. „Daher hier zur Einordnung der Hinweis, dass die Zahlen eher als untere Grenze der GKV-weiten Grippeimpfungen einzuordnen sind.“
Experten gehen nach den Erfahrungen in Australien davon aus, dass die Grippewelle in dieser Saison besonders früh und besonders stark sein könnte. Auch die TK fordert alle Risikogruppen daher auf, sich schützen zu lassen: „Im ersten Pandemiejahr hatten sich insbesondere mehr ältere Menschen gegen Grippe impfen lassen. Dieser Effekt hat im vergangenen Jahr nachgelassen. Die Quoten sind zwar immer noch höher als vor der Pandemie, aber das EU-Ziel wird weiterhin sehr deutlich verfehlt“, sagt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK.
Laut Zielvorgabe der EU soll eine Impfquote von 75 Prozent bei älteren Menschen erreicht werden. „Wir wissen nicht, wie stark die Grippewelle in diesem Jahr wird, insbesondere vor dem Hintergrund deutlich weniger Abstands- und Hygieneregeln als in den vergangenen Jahren. Vor allem Risikogruppen sollten sich schützen.“
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