Verband stoppt Werbung

Grippeimpfung: Engpass gefährdet Apothekerprojekt

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Berlin -

Auch wenn Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) es nicht wahrhaben will: Ärzte und Apotheker in ganz Deutschland vermelden massive Engpässe bei Grippeimpfstoffen. Auch in Nordrhein ist das Problem offensichtlich, wie der Verband in einer Blitzumfrage unter seinen Mitgliedern herausgefunden hat. Das gefährdet auch das Modellprojekt für Impfungen in der Apotheke, das jetzt vorerst nicht mehr zentral beworben werden soll.

Die Nachfrage nach Grippeimpfungen ist laut Verband im ganzen Rheinland sehr hoch; allerdings gibt es aktuell einen Mangel an Impfstoffen. Daher kann laut Verband das neue Angebot von Grippeschutzimpfungen in der Apotheke „nicht in vollem Umfang stattfinden“. Dies hätten die Rückmeldungen der schon etwa 60 Teilnehmer des Modellprojektes mit der AOK Rheinland/Hamburg in den Modellregionen Düsseldorf, Bonn-Rhein-Sieg, Essen/Mülheim/Oberhausen sowie Duisburg/rechter Niederrhein ergeben.

Besonders ärgerlich: Von den Versicherten wurde das Angebot sehr positiv angenommen. „Täglich melden sich hunderte Versicherte an der Hotline der AOK Rheinland/Hamburg und beim Apothekerverband, um sich über impfende Apotheken zu informieren. Diese äußerst positive Resonanz freut uns sehr“, sagt Verbandschef Thomas Preis.

Der Verband zieht nun Konsequenzen und will das Projekt im Moment nicht mehr aktiv bewerben. „Die Bewerbung der aufgrund des Impfstoffmangels nur in wenigen Apotheken stattfindenden Impfungen überlassen AOK und Verband daher aktuell den teilnehmenden Apotheken vor Ort“, so der Verband. Eine Liste aller teilnehmenden Apotheken werde man erst veröffentlichen, wenn wieder ausreichend Grippeimpfstoff zur Verfügung stehe.

„Nicht nur mit Blick auf die flächendeckende Umsetzung unseres Modellprojektes hoffen wir darauf, dass sich die Verfügbarkeit von Grippeimpfstoffen schnell verbessert“, so Preis. „Dabei setzen wir vor allem auch auf die sechs Millionen weiteren Impfdosen, die im November über die nationale Impfreserve bereitgestellt werden. Erst dann wird sich zeigen, ob in diesem Winter genug Grippeimpfstoffe zur Verfügung standen.“

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Spahn hatte Doris Pfeiffer, Vorsitzende des GKV-Spitzenverbands, ebenfalls erklärt, dass Grippeimpfungen in Apotheken nach ihren Informationen gut angenommen würden. Allerdings seien die Modellprojekte klein angelegt, sodass aus dieser Richtung nicht mit einer höheren Impfquote zu rechnen sei. Das sei allerdings bewusst so geplant gewesen. Modellprojekte gibt es in Nordrhein und im Saarland; in der Oberpfalz ist ein weiterer Pilot in Planung.

Bei der Umfrage zu den aktuellen Engpässen in Nordrhein haben sich laut Verband innerhalb von drei Tagen rund 400 Apotheken und damit etwa 20 Prozent der Mitglieder zurückgemeldet. Nahezu alle bewerten die Nachfrage nach Grippeimpfstoffen zum jetzigen Zeitpunkt als „sehr viel höher“ als im Vorjahr und beurteilen die Verfügbarkeit als „schlecht“ oder „sehr schlecht“.

„Mit rund 400 Rückmeldungen in drei Tagen verzeichnen wir die bisher größte Resonanz auf eine Blitzumfrage. Das ist auch ein klares Indiz dafür, dass die Kolleginnen und Kollegen die Verfügbarkeit an Grippeimpfstoffen als ein äußerst drängendes Problem einschätzen“, erklärt Preis. In zahlreichen Kommentaren hätten die Teilnehmer zudem ihr Unverständnis darüber kundgetan, dass die auch von Ärzten bestätigte Engpasssituation bei der aktuellen Grippeimpfstoffversorgung in der Politik nicht wahrgenommen werde.

Aus den Ergebnissen geht hervor, dass rund 85 Prozent der Apotheken bereits Vorbestellungen von Grippeimpfstoffen von Arztpraxen erhalten haben und diese auch beliefert wurden. Mittlerweile haben bereits mehr als 90 Prozent der Apotheken Nachbestellungen von Arztpraxen vorliegen. Aufgrund der aktuell fehlenden Verfügbarkeit von Grippeimpfstoffen bei Herstellern und Großhandel können diese aber zurzeit nicht bedient werden.

Zudem bestätigen 95 Prozent der Apotheken, dass sie zur Versorgung von Privatpatienten Einzeldosen von Grippeimpfstoffen vorbestellt hätten. Davon haben 74 Prozent mehr als im Vorjahr bestellt und 24 Prozent wie auf dem Vorjahresniveau. Rund 95 Prozent bestätigten, dass sie aktuell aufgrund der hohen Nachfrage weder Großpackungen für den Praxisbedarf noch Einzeldosen vorrätig hätten. Die Nachfrage nach Grippeimpfstoffen im Vergleich zu den Vorjahren schätzen alle (100 Prozent) als „sehr viel höher“ oder „höher“ ein. Das heißt: Keiner schätzt die Nachfrage geringer ein.

 

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