Der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR), Thomas Preis, hat eine Erstattung für übrig gebliebene Grippeimpfstoffe gefordert. Laut einer Umfrage seines Verbands sind die Überbestände zwar nicht so groß wie im Vorjahr, aber dennoch erheblich.
In den Apotheken im Kammerbezirk Nordrhein lagern noch 40.000 Grippeimpfstoffe der aktuellen Impfsaison im Wert von mindestens 500.000 Euro, so das Ergebnis einer zweitägigen Blitzumfrage des AVNR, an der sich rund 500 Apotheker:innen beteiligt hatten, also ein Viertel der Verbandsmitglieder. Da davon auszugehen ist, dass auch in den übrigen Apotheken, die nicht an der Umfrage teilgenommen haben, noch Impfstoffreste vorhanden sind, geht der Verband davon aus, dass der Wert noch viel höher liegt – und dass es in anderen Regionen nicht anders aussieht.
Die Grippe-Impfkampagne sei durch die gleichzeitig durchgeführte Corona-Impfkampagne ins Stocken geraten, so der AVNR. Daher drohten die Apotheken, die bei der notwendigen Bevorratung in finanzielle Vorleistung getreten sind, auf den hohen Kosten sitzen bleiben.
„Die hohen Lagerreserven in den Apotheken zeigen, dass die Apotheken ihren öffentlichen Versorgungsauftrag sehr ernst nehmen und auf eigene Kosten ausreichend viele Impfstoffe eingekauft haben“, so Preis. „Wenn sie jetzt nicht mehr gebraucht werden, bleiben die Apotheken auf den Kosten sitzen. Das ist so nicht akzeptabel. Daher muss der Bund wie im Vorjahr die Apotheken entsprechend finanziell entschädigen.“
Bereits zuvor hatte Preis sich dafür ausgesprochen, dass der Bund grundsätzlich bei den Grippeimpfstoffen in die Haftung geht. Denn anders als bei anderen Arzneimitteln gebe es kaum Möglichkeiten, die Impfstoffe zu retournieren, da sie nur für die jeweilige Saison nutzbar sind. „Werden sie nicht gebraucht, können sie nur vernichtet werden“, so der AVNR. Die Situation sei auch deshalb sehr unbefriedigend, weil die Bundesregierung die Honorare der Apotheker bei der Impfstoffversorgung extrem niedrig angesetzt habe.
„Die Vorratslagerhaltung der Apotheken bei Grippeimpfstoffen darf nicht einseitig zu Lasten der Apotheken gehen. Das Risiko muss von den Krankenkassen, Politik und Impfstoffherstellern mitgetragen werden,“ fordert Preis.
Seit Herbst impfen in Nordrhein auch mehr als 1000 Apothekerinnen und Apotheker in etwa 530 Apotheken gegen Grippe. Bis Mitte November konnten laut AVNR so 1300 Grippeschutzimpfungen durchgeführt werden.
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