Influenza-Impfstoffe

Grippeimpfstoffe: Neue STIKO-Empfehlung

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Berlin -

Bei der Grippeimpfung könnte es in der kommenden Saison eine gravierende Veränderung geben. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Empfehlungen zur Grippeimpfung aktualisiert. Statt den momentan verbreiteten trivalenten Impfstoffen sollen zukünftig tetravalente Impfstoffe eingesetzt werden. Bisher bieten nur zwei Hersteller – Sanofi und GlaxoSmithKline (GSK) – entsprechende Vakzine an.

Die STIKO-Empfehlung gilt ab Veröffentlichung der dazugehörigen wissenschaftlichen Begründung im Epidemiologischen Bulletin im Januar. Ob die Empfehlung sich auch im Versorgungsalltag niederschlägt, bleibt abzuwarten: Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) muss innerhalb von drei Monaten entscheiden, ob die neu empfohlenen Vakzine als Pflichtleistung in die Schutzimpfungsrichtlinie aufgenommen wird.

Mit der Vorankündigung dürfte die STIKO allerdings dafür sorgen, dass es schon in dieser Saison eine verstärkte Nachfrage nach tetravalenten Impfstoffen geben wird. Derzeit haben GSK mit Infusplit Tetra und Sanofi mit Vaxigrip Tetra diese Impfstoffe im Portfolio. Die Hersteller sind überzeugt, dass sie die erhöhte Nachfrage durch die geänderten Empfehlungen bedienen können. Zudem bietet AstraZeneca mit Fluenz Tetra einen nasalen Grippeimpfstoff an.

GSK hat bereits 2013 die Zulassung für seinen Impfstoff bekommen. Seit diesem Jahr produziert der Hersteller ausschließlich die tetravalente Variante. Sanofi zog im September diesen Jahres mit Vaxigrip Tetra nach, hat aber auch noch trivalente Impfstoffe im Portfolio. Die neuen Präparate schützen neben den beiden A-Stämmen des Influenzavirus auch gegen die beiden kozirkulierenden Typ-B-Linien. Trivalente Impfstoffe schützen nur gegen die beiden A-Stämme und eine der beiden B-Linien. Sollten die Empfehlungen umgesetzt werden, wären die trivalenten Impfstoffe raus. Für sie laufen noch Rabattverträge, die bereits vor dem Verbot geschlossen worden.

In den vergangenen Jahren hat sich der Markt rasant konsolidiert. Hatte der führende Hersteller 2013 noch einen Anteil von 35 Prozent, waren es zuletzt 78 Prozent. Die Nummer 2 kam nur noch auf 14 statt 22 Prozent, die Nummer 3 auf 4 statt 11 Prozent. Die Nummer 5 war nicht mehr mit 6, sondern nur noch mit 1 Prozent vertreten. Der Rest war von 12 Prozent in die Bedeutungslosigkeit abgestürzt. Aktuell gibt es fünf Hersteller, 2013 waren es nach Daten von IMS noch doppelt so viele.

Mylan hatte den Geschäftsbereich vom Mutterkonzern Abbott übernommen und ist mit den in den Niederlanden hergestellten Vakzinen Influvac (mit Kanüle) und Xanaflu (ohne Kanüle) mittlerweile in zahlreichen Bundesländern Rabattpartner der Kassen. Bei den jüngsten Ausschreibungen bis 2019 war Mylan teilweise der einzige Bieter überhaupt.

Seqirus, mittlerweile unter dem Namen bioCSL firmierend, hat neben Afluria die ehemaligen Hexal-Vakzine Begripal und Fluad im Sortiment. Sanofi Pasteur ist mit Vaxigrip vertreten. Zum Jahreswechsel hatten sich Sanofi und MSD Sharp & Dohme getrennt, der Grippeimpfstoff ging zurück an Sanofi.

Ratiopharm und Stada hatten sich 2015 beziehungsweise 2016 zurückgezogen. Zusätzlich gibt es noch den nasalen Impfstoff Fluenz (AstraZeneca), der ebenfalls in einer tetravalenten Variante verfügbar ist. Fluenz wird zwar von den Kassen mittlerweile übernommen, aber nur für Kinder von 2 bis 18 Jahren eingesetzt.

Nicht angeboten werden derzeit die aus Zellkulturen hergestellten Impfstoffe Optaflu (Seqirus) und Preflucel (Baxter) sowie die für Senioren gedachte und intradermal zu applizierende Vakzine Intanza (Sanofi).

Wer älter als 60 Jahre ist, sollte sich rechtzeitig impfen lassen. Doch der demographischen Entwicklung zum Trotz: Die Zahl der ausgelieferten Grippeimpfstoffe ist seit Jahren rückläufig. Wurden 2009 noch 20,5 Millionen Dosen ausgeliefert, waren es im vergangenen Jahr nur noch 13,2 Millionen. Die stärksten Rückgänge gab es 2010 und 2012, als im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr 17,5 beziehungsweise 12,8 Prozent weniger Dosen ausgeliefert wurden. Nur 2013 gab es einen leichten Zuwachs um 2,3 Prozent. Seitdem war der Absatz rückläufig, mit sich abschwächender Tendenz. Spezielle Lieferwege wurde in der Statistik nicht berücksichtigt.

Als Ursache für die Entwicklung sehen sowohl IMS als auch andere Experten aber vor allem die Impfmüdigkeit in der Bevölkerung. Grippe werde vielfach als harmlose Erkrankung gesehen, für die man sich nicht stundenlang in ein überfülltes Wartezimmer setzen müsse – wo man noch dazu Gefahr laufe, sich bei anderen Patienten anzustecken. Die Impfung in der Apotheke wie in Italien oder in der Schweiz könne die Quoten verbessern, werde aber vor allem von den Ärzten verhindert.

Laut einer älteren Erhebung des vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) herausgegebenen Versorgungsatlas' wird die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Durchimpfungsrate von 75 Prozent bei den Senioren weit verfehlt: Sie betrug für das Jahr 2013 nur 38 Prozent. Auffallend sind darüber hinaus die regionalen Unterschiede. In den alten Bundesländern sind die Impfraten mit 33 Prozent niedriger als in den neuen (54 Prozent).

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