Die Krankenkassen könnten einer Studie zufolge fast 10 Milliarden Euro pro Jahr sparen. Zu diesem Ergebnis kommen das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) und die Universität Duisburg-Essen, die im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) nach Effizienzreserven im Gesundheitswesen gespürt haben - mit erstaunlichen Empfehlungen, unter anderem hinsichtlich der „überzogenen Handelsmargen bei Arzneimitteln“.
So plädiert die durch die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie finanzierte INSM dafür, die Apothekenmarge um 2 Euro pro Packung zu kürzen. Allein dadurch könnten die Kassen 1,2 Milliarden Euro - rund 55.000 Euro pro Apotheke - sparen, so die Studie. Wie die Experten auf diese Zahl kommen, war auf Nachfrage bislang nicht zu erfahren. Plausibel erscheint sie jedenfalls nicht.
Eine typische Apotheke gibt im Jahr 30.000 bis 40.000 Packungen verschreibungspflichtiger Arzneimittel zu Lasten der Krankenkassen ab. Laut Vorschlag könnte jede Apotheke das GKV-System also um bis zu 60.000 bis 80.000 Euro jährlich entlasten. Da eine Margenkürzung aber unmittelbar den Rohertrag betrifft, würde die zitierte typische Apotheke am Jahresende ohne Gewinn dastehen. Mit anderen Worten: Der Apotheker würde umsonst arbeiten.
Doch die INSM will nicht nur den Apothekern an den Kragen: Laut Studie sollte auch die Großhandelsmarge um 2 Prozent gekürzt werden. Die Ärzte sollen den Studienverfassern um Professor Dr. Stefan Felder zufolge weniger und günstigere Arzneimittel verschreiben. Mit Kürzungen der ärztlichen Leistungen in derzeit „teuren“ Bundesländern könnten die Kassen noch einmal rund 2 Milliarden Euro sparen, so die Erhebung. In den Krankenhäusern winken den Autoren zufolge zusätzlich 2 bis 4 Milliarden Euro Einsparungen, etwa durch Absenkung der Preise, Reduktion der (Über-)Kapazitäten sowie eine Verringerung der Fälle(!).
APOTHEKE ADHOC Debatte