Generikahersteller

Glockenschlag aus Asien

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Berlin -

Wie geht es weiter mit der Generikaindustrie in Deutschland? Billigst aus Asien oder doch wieder ein bisschen Wertschöpfung auch in Deutschland? Diese Frage diskutierte der stellvertretende Vorsitzende von Pro Generika, Dr. Markus Leyck Dieken (Teva), beim „Dialog am Mittag“ mit Vertretern aus Politik und Branche. Fazit: Wenn der Standort gestärkt werden soll, muss beim Pharmadialog mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) über Geld und Grundsätzliches gesprochen werden.

Laut Leyck Dieken ist es mittlerweile Konsens, dass die Zitrone ausgequetscht ist. „Generika sind kein Stressor im System mehr“, so der Deutschlandchef von Teva. Auch die Bedeutung der Produktion vor Ort für die Versorgung werde mittlerweile zunehmend anerkannt; die Öffentlichkeit sei sich der Wertigkeit der pharmazeutischen Industrie bewusst: „So eine Aufhellung habe ich selten erlebt.“

Bei den Rabattverträgen gebe es aber nach wie vor keinerlei Mechanismen, um jenseits des Preises Punkte machen zu können, so Leyck Dieken. Er wisse von einer großen Kasse, die bei einer Ausschreibung 58 Prozent der Angebote an einen Wirtschaftsprüfer geschickt habe – weil der Verdacht bestand, dass die Preise nicht auskömmlich seien. „Wir brauchen einen alternativen Entwurf“, so Leyck Dieken.

Bei Pro Generika würde man gerne mit Kassen und Vergaberechtlern diskutieren, wie sich Ausschreibungen auf europäischer Ebene anders gestalten lassen: Neben dem Preis müsse es andere Kriterien geben, etwa die Qualität oder die Arbeitsbedingungen. „Man muss alles in die Waagschale legen“, so Leyck Dieken.

Gerade bei Biosimilars gehe es nicht nur um den Produktions-, sondern auch um den Forschungsstandort: „Wo der Fermenter steht, dort findet auch die Forschung statt.“ Die Tatsache, dass mittlerweile ein Biosimilar aus Südkorea zugelassen sei, sei der „Glockenschlag aus Asien“.

Laut Leyck Dieken hat es in der Vergangenheit kein Gesetz gegeben, dass die Gesundheitswirtschaft stimuliert habe. Die Politik müsse aber die Folgen besser abschätzen. Als während der Schweinegrippe-Pandemie die Verteilung der Impfstoffe plötzlich zum Politikum wurde, hätten beispielsweise die USA investiert, um die Produktion im eigenen Land aufzubauen. Die politischen Querelen mit Russland zeigten, wie schnell man als Importland in Abhängigkeiten geraten könne.

Unterstützung gab es vom Vorsitzenden des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Fritz Becker. Die Rabattverträge sorgten dafür, dass vielfach reine Vertriebsfirmen zum Zuge kämen. „Die machen zwei Jahre lang Geschäft, dann sind sie wieder weg.“ Die Politik sei gefordert, die Produktion in Europa zu halten, damit aus Liefer- keine Versorgungsengpässe würden. „Pharmazeutische Qualität hat ihren Preis“, so Becker.

Die SPD-Politikerin Gabriele Katzmarek, Mitglied im Wirtschaftsausschuss, findet, dass in der Pharmabranche längst nicht landunter sei. „Deutschland ist immer noch ein Exportland.“ Außerdem könne es nie politische Aufgabe sein, alle Industriezweige komplett in Deutschland zu halten.

Sie räumte aber ein, dass man die Produktion nicht ausklammern könne, wenn man weiter das weltweit beste Gesundheitssystem haben wolle. Hier müsse man sich weiterentwickeln und auch gesamtgesellschaftliche Werte definieren.

Forschung und Produktion ausschließlich über die Sozialversicherungssysteme zu finanzieren, hält sie für den falschen Ansatz. Eine Forschungsförderung aus Steuermitteln sei ein möglicher Weg – sofern dann auch die gesamte Wertschöpfungskette in Deutschland bleibe: „von der Idee bis zum fertigen Produkt“.

Katzmarek sprach sich auch für mehr Verlässlichkeit in der Gesundheitspolitik aus: „Wir dürfen nicht immer nur an den Stellschrauben drehen, sondern müssen einen großen Wurf hinbekommen.“ Mehr Verlässlichkeit würde dann auch zu mehr Versorgungssicherheit führen.

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