Anwendungsbeobachtungen

Glaeske kritisiert Ärzte

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Geld und Geschenke für Ärzte sind nach Ansicht des Gesundheitsökonomen Professor Dr. Gerd Glaeske weiter verbreitet als vielfach bekannt. „Ärzte nehmen Geschenke an, so dass sie letztlich verstärkt Medikamente unwirtschaftlich verordnen oder Mittel verschreiben, die nicht notwendig sind“, sagte Glaeske. Die Selbstkontrolle der Pharmaindustrie funktioniere an der Stelle nicht ausreichend.

„Honorar an die Ärzte fließt im Rahmen von Anwendungsbeobachtungen“, erläuterte Glaeske. „Ärzte werden gebeten, Dokumentationen über den Einsatz neuer Mittel bei 10 bis 20 Patienten zu erstellen.“ Bei besonders teuren, neuen Mitteln wie gentechnisch hergestellten Arzneimitteln betrügen Honorare für gekaufte Verordnungen 1000 bis 1500 Euro, sonst seien es einige hundert Euro. Der wissenschaftliche Nutzen dieser Studien ist nach Einschätzung Glaeskes gering.

Viele Informationen, die mit Marketing für bestimmte Mittel angereichert seien, flössen über die rund 16.000 Pharmareferenten in Deutschland zu den Ärzten, sagte Glaeske. Die Angestellten der Arzneimittelhersteller absolvierten Millionen Praxisbesuche im Jahr. „Es wird alles versucht, Medikamente den Ärzten in die Feder zu drücken. Ich bin entsetzt, dass Ärzte auf diese Art der Einflussnahme eingehen“, so Glaeske

Die Industrie hat nach Ansicht des Bremer Forschers oft Erfolg. „Typischerweise kommen Umstellungen auf neue Arzneimittel durch Pharmareferenten in weit verbreiteten Indikationsbereichen vor wie Herz-Kreislauf- oder Stoffwechsel-Erkrankungen“, sagte er. Nicht nur für die Beitragszahler, sondern auch für die Patienten berge die Umstellung auf neue Wirkstoffe Risiken. „Bei diesen Mitteln gibt es oft noch zu wenig Erfahrungen mit der Verträglichkeit oder mit Nebenwirkungen.“

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