Sterilrezepturen

Glaeske für wohnortnahe Versorgung

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Neuer Gegenwind für Zytostatika-Ausschreibungen à  la AOK Berlin Brandenburg: Gesundheitsökonomen sprechen sich in einem Gutachten für das Bundesgesundheitsministerium (BMG) gegen die Versorgung von Krebspatienten über weite Entfernungen aus. In dem 140-seitigen Papier mit dem Titel „Sicherstellung einer effizienten Arzneimittelversorgung in der Onkologie“, das heute offiziell an Staatssekretär Stefan Kapferer übergeben wurde, fordern Professor Dr. Gerd Glaeske sowie fünf weitere Wissenschaftler, die wohnortnahe Versorgung zu stärken.

Die Belieferung mit parenteralen Rezepturen sollte „in einem engen Zeitfenster, also unverzüglich“ erfolgen. Die Wissenschaftler befürchten eine Verschwendung der Ressourcen, wenn Zytostatika über lange Wege transportiert und wegen aktueller Laborwerte eventuell verworfen werden müssen. Zudem stelle sich bei langen Transportwegen die Frage der mikrobiellen Stabilität der aseptischen Zubereitung.

Für öffentliche Apotheken und Krankenhausapotheken fordern die Gutachter eine einheitliche Vergütung für Zytostatika-Rezepturen. Die entsprechenden Bedingungen sollten zwischen dem Deutschen Apothekerverband (DAV), der Deutschen Krankenhausgesellschaft und dem GKV-Spitzenverband ausgehandelt werden. Bislang verhandeln Kassen und DAV in der Hilfstaxe die Vergütung für öffentliche Apotheken. Krankenhäuser schließen Verträge mit den Kassen.

Das Gutachten macht weitere Vorschläge, wie die onkologische Arzneimittelversorgung effizient und evidenzbasiert gestaltet werden kann. Es regt Maßnahmen zur Finanzierung von hochpreisigen onkologischen Arzneimitteln, zur Erforschung des Nutzens im Versorgungsalltag und zur Sicherstellung einer neutralen Informationsvermittlung an. Das Gutachten biete eine wichtige Diskussionsgrundlage für die Arbeit im Nationalen Krebsplan, sagte Kapferer. „Ich bin mir sicher, dass das Gutachten wichtige Impulse für die weitere Ausgestaltung der onkologischen Arzneimittelversorgung geben wird.“

Unter der Leitung von Glaeske waren an der Erarbeitung außerdem Professor Dr. Klaus Höffken, Universitätsklinikum Jena, Professor Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Chefarzt am Helios Klinikum Berlin-Buch und Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Professor Dr. Matthias Schrappe, Universität Bonn, Professor Dr. Lothar Weißenbach, Stiftung Männergesundheit, sowie Professor Dr. Eberhard Wille, Universität Mannheim, beteiligt.

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