Resistenzen

Glaeske fordert Antibiotika-Leitlinie dpa, 05.06.2017 08:55 Uhr

Berlin - 

Angesichts der hohen Quote unnötig verschriebener Antibiotika hat der Gesundheitsökonom Professor Dr. Gerd Glaeske eine Handreichung für Ärzte zum Umgang mit dem Medikament gefordert. „Wir haben keine einzige Leitlinie, die den Ärzten genau darstellt, wie Antibiotika eingenommen werden sollen“, sagte Glaeske. Für einzelne Krankheitsbilder hingegen gebe es diese Leitlinien.

Neue Zahlen der Techniker Krankenkasse zeigen, dass Ärzte zwar seltener als 2008, aber noch immer zu oft unnötig Antibiotika verschreiben. Die Entwicklung sei nicht zufriedenstellend, sagte Glaeske. Der falsche Einsatz von Antibiotika kann multiresistente Keime hervorrufen.

Glaeske forderte außerdem, mehr Hygienefachkräfte in Krankenhäusern einzusetzen, sowie deren stärkere Verzahnung mit ambulanten Ärzten.

Gesundheitsminister Hermann Gröhe hat Ärzte und Patienten vor einem zu sorglosen Einsatz von Antibiotika gewarnt. „Wenn Antibiotika nicht mehr wirken, bricht eine tragende Säule unserer Gesundheitsversorgung weg“, sagte der CDU-Politiker. Auch in der Bevölkerung sei ein stärkeres Bewusstsein dafür nötig, „dass Antibiotika nicht bei jedem Husten oder einer tropfenden Nase helfen“.

Der falsche Einsatz von Antibiotika – etwa bei virenbedingten Erkältungen – kann multiresistente Keime hervorrufen, gegen die das Medikament dann nicht mehr wirkt. Neue Zahlen der Techniker Krankenkasse (TK) zeigen, dass niedergelassene Ärzte zwar seltener als 2008, aber noch immer zu oft unnötig Antibiotika verschreiben.

Der TK-Report soll Ende Juni vorgestellt werden. Aus Vorabdaten geht hervor, dass die Mediziner im vergangenen Jahr 27 Prozent der erkältungsbedingt krankgeschriebenen Beschäftigten Antibiotika verordnet. 2008 war noch in 38 Prozent der Fälle das Medikament verschrieben worden.

„Diese Trendwende geht in die richtige Richtung“, sagte Tim Steimle von der TK. Dennoch sollten Ärzte und Patienten bei dem Thema nicht lockerlassen. „Die überwiegende Zahl der Erkältungsinfekte ist durch Viren hervorgerufen – und gegen eine Virus-Infektion hilft das Medikament nicht.“

Besonders stark ist der Verordnungsrückgang bei den Patienten, die nur kurz krankgeschrieben waren. 2016 erhielten etwa 19 Prozent von ihnen Antibiotika, 2008 waren es noch gut 30 Prozent.

Der Rückgang der Antibiotika-Verschreibungen fällt laut TK mit der Entwicklung der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) 2008 zusammen. 2015 hat die Bundesregierung diese Strategie weiterentwickelt und DART 2020 verabschiedet. Damit soll unter anderem schärfer gegen den Missbrauch von Antibiotika vorgegangen werden.