Perspektivpapier

Glaeske: Differenzierung bei der Kompetenz

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München -

Das Perspektivpapier 2030 ist beschlossen – und die Diskussionen zur Umsetzung beginnen. Im Anschluss an die Verabschiedung des Papiers diskutierten die Delegierten beim Deutschen Apothekertag (DAT) über die Arzneimitteltherapiesicherheit, Versorgungskonzepte und die nötigen Qualifikationen. Dabei ging es auch um die Frage, wie sehr sich Apotheker spezialisieren sollen.

Professor Dr. Gerd Glaeske, ABDA-Vize Mathias Arnold und Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbands waren sich einig, dass die Apotheker für das geplante Medikationsmanagement neue Kompetenzen entwickeln müssen. Glaeske betonte, dass Apotheker die Arzneimitteltherapiesicherheit nicht „aus dem Stand“ leisten könnten.

Eine Differenzierung in diesem Umfeld sei etwas Vernünftiges, betonte Glaeske. Dies werde auch zu einer differenzierten Honorierung von Apothekern führen. „Ich halte das für richtig, unterschiedliche Formen der Kompetenz zu entwickeln“, so Glaeske. Der Idee unterschiedlicher Spezialisierungen nach dem Vorbild der Facharztausbildung widersprach Fink vehement: „Das soll es so nicht geben.“

Mit Blick auf das Modellprojekt ARMIN in Sachsen und Thüringen erklärte Fink, eine der ersten Forderungen der Kassen sei es gewesen, dass teilnehmende Apotheken mindestens zwei Approbierte beschäftigen müssten. Man habe aber darauf bestanden, dass jede Apotheke mitmachen könne.

Glaeske betonte, dass es ihm um einen Nachweis der Kompetenz gehen, den Apotheker erbringen müssten. Jeder Pharmazeut soll diesen erbringen können. Arnold betonte mit Blick auf das Grundsatzpapier der ABDA die unterschiedlichen Abstufungen von Medikationsanalyse und Medikationsmanagement. In der Apotheke werde es künftig Universalisten und Spezialisten und in den Entwicklungsstufen ein differenziertes Bild geben.

Der ehemalige Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Köhler, warnte vor Missverständnissen bei der Ärzteschaft: „Ich kann nur empfehlen, schreiben Sie ein zweites Papier für die Ärzteschaft.“ Köhler befürchtete einen „Riesen-Konflikt“, sollten die Apotheker versuchen, die Ärzte zu belehren.

Die Übernahme von ärztlichen Aufgaben durch die Apotheke wecke bei den Medizinern Ängste: „Sie glauben doch nicht, dass da nicht die Diskussion um die Verlagerung von Finanzen aus der ambulanten Versorgung beginnt“, so Köhler. Die Debatte wird aus seiner Sicht kommen, selbst wenn die Apotheker die Leistungen nur über ihr Honorar finanzieren wollen. Daher ergebe sich die Frage: „Wie schaffen wir es, dass wir uns nicht gegenseitig finanziell kannibalisieren?“

Die große Sorge der Ärzte sei, dass Finanzmittel verschoben werden. „Ich werbe dafür, in einen Dialog mit der Ärzteschaft zu gehen. Sie müssen uns als Ärzteschaft die Ängste nehmen und eine Form der Kommunikation finden, die nicht lautet ‘Ich weiß es besser’”, so Köhler. Dann nämlich werde sich die Ärzteschaft nicht zu einem Dialog bereit erklären. Es sei wichtig, das Perspektivpapier gegenüber den Ärzten zu erläutern, damit es nicht als Provokation und Angriff verstanden werde. „Das Papier ohne Erläuterung in die Ärzteschaft hinein zu tragen halte ich für problematisch.“

Köhler betonte zum Schluss der Debatte aber auch, er glaube, hier beginne etwas, das die Ärzteschaft im Sinne der Patientenversorgung begleiten müsse. „Man muss mit alten Ressentiments aufhören“, so Köhler. Dann könne dies der Aufbruch zu einem neuen partnerschaftlichen Verhältnis zwischen Arzt und Apotheker sein.

Professor Dr. Hartmut Derendorf von der Universität Florida stellte als Vorbild für die Weiterentwicklung des Studiums die Ausbildung in den USA vor. Er betonte, kein Arzt könne heute mehr die Arzneimitteltherapie in der Komplexität beherrschen. An der Universität Florida habe man sich zum Start der Debatte nicht damit begnügt, das Studium zu modifizieren. Stattdessen habe man auf einem „weißen Papier“ zusammengefasst, was ein fertiger Apotheker können müsse. „Diese Liste sah ganz anders aus als das bisherige Studium“, so Derendorf. In die Ausbildung seien dann auch medizinische, soziale und kommunikative Aspekte aufgenommen worden.

David Reiner, Präsident des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD), kritisierte, dass etwa die Zusammenarbeit mit Ärzten oder die Arbeit mit Patienten im Studium noch nicht präsent sei. Die Klinische Pharmazie sei an sechs Standorten unbesetzt. Er fordert eine Modernisierung des Studiums: „Wir sehen, dass das mit Einzelmodifikationen nicht zu erreichen ist.“ Wichtig sei, einen Maßnahmenkatalog zu erarbeiten und die Studenten einzubeziehen. Er betonte mit Blick auf das Perspektivpapier: „Wir sind die Erben der hier definierten Inhalte.“

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