Trotz erheblicher Risiken bekommen Demenzkranke laut dem aktuellen Arzneimittelreport der Barmer GEK in großem Stil Schlaf- und Beruhigungsmedikamente. Altersverwirrte in Heimen würden damit ruhiggestellt, weil es an Pflegerkräften fehle, kritisierte der Autor der Studie, Professor Dr. Gerd Glaeske. Angesichts der steigenden Zahl von Dementen und des Mangels an Pflegepersonal werde sich das Problem verschärfen.
Jeder zweite Demenzkranke mit Pflegestufe drei bekommt demnach Neuroleptika, bei Nicht-Dementen beträgt die Quote lediglich 35 Prozent. Die Mittel erhöhten das Sterblichkeitsrisiko, kritisiert Glaeske.
Hunderttausende Alkoholabhängige erhielten zudem starke Schlafmittel, die zusätzlich süchtig machten. „Das ist ein Kunstfehler, Abhängigen Benzodiazepin zu verordnen“, kritisierte Glaeske. Zwischen 13 und 14 Prozent der rund 1,6 Millionen Alkoholabhängigen bekämen solche Mittel. Unter allen Versicherten liegt der Anteil dagegen nur bei 4 bis 6 Prozent.
Der Report bemängelt zudem, dass viele vor allem junge Frauen Antibabypillen der sogenannten dritten Generation bekämen. Die Pharmaindustrie bewerbe die Präparate massiv. Dabei liege das Thromboembolierisiko doppelt so hoch wie bei älteren Präparaten, die genauso gut wirkten. „Ich würde darauf drängen, dass Frauen sehr viel mehr mit ihren Ärzten darüber sprechen“, riet Glaeske.
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