Kassen: Es gibt kein Apothekensterben dpa/APOTHEKE ADHOC, 21.08.2017 17:03 Uhr
In Deutschland gibt es immer weniger Apotheken. Seit Jahresende 2016 ist die Zahl der Apotheken um 143 auf 19.880 gesunken, wie die ABDA heute mitteilte. Damit sei der niedrigste Stand seit 1988 erreicht. Die Krankenkassen sehen jedoch keinen Grund zur Panik.
„Hier lohnt es sich, die Sicht des Verbrauchers einzunehmen, denn der beklagte Rückgang liegt unter 1 Prozent“, sagte Ann Marini, stellvertretende Pressesprecherin des GKV-Spitzenverbandes. Gerade in Ballungsgebieten gebe es nach wie vor ausreichend viele Apotheken.
Nach Meinung der Krankenkassen ist der Versandhandel gerade in wirtschaftlich schwachen Gebieten eine wichtige Alternative für Verbraucher. Laut GKV-Spitzenverband sollten alle sicheren Vertriebswege genutzt werden – ob Versandhandel, Pick-up-Stellen oder die traditionelle Apotheke an der Ecke.
Vor allem immer mehr selbstständige Apothekeninhaber geben laut ABDA auf. Deren Zahl sank in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 209 auf 15.398. Die Gesamtzahl der Apotheken wird demnach weiterhin mit der Filialisierung stabilisiert: Laut Statistik gibt es 66 Filialbetriebe mehr als noch zum Jahresanfang, insgesamt 4482.
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt kommentierte die Zahlen so: „Immer mehr Apothekeninhaber geben auf. Es tut weh, wenn selbstständige Apotheker entweder wirtschaftlich dazu gezwungen sind oder einfach keine pharmazeutische Perspektive mehr sehen.“
Der Verlust an selbstständigen Apothekern schmerze deshalb besonders, weil Freiberuflichkeit und Gemeinwohlpflicht untrennbar miteinander verbunden seien. „Jeder Inhaber trägt die volle Verantwortung und gibt der Apotheke ein Gesicht“, so Schmidt. Wo früher noch mehr als 20.000 Inhaber gewirkt hätten, seien heute weniger als 15.400 Selbstständige übrig.
Noch ist die flächendeckende Versorgung aus Schmidts Sicht nicht gefährdet. Der ABDA-Präsident warnte jedoch, dass ein Preiswettbewerb mit ausländischen Versandhändlern bei rezeptpflichtigen Medikamenten den Abwärtstrend beschleunigen werde. Denn diese müssten sich ja seit der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im Oktober 2016 nicht mehr an die Preisbindung halten.
„Deshalb brauchen wir direkt nach der Bundestagswahl ein Gesetz, das wieder einheitliche Preise bei verschreibungspflichtigen Medikamenten herstellt. Möglich wird das nur über ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln“, ist der ABDA-Präsident überzeugt.
Im vergangenen Jahr schlossen unter dem Strich bundesweit 226 Apotheken. 2016 standen 349 Schließungen nur 123 Neueröffnungen gegenüber. Insgesamt gab es zum 31. Dezember 15.607 Hauptapotheken, das waren 361 weniger als Ende 2015. Die Zahl der Filialapotheken stieg um 135 auf 4416. Die Apothekendichte liegt aktuell bei nur noch 24 Betriebsstätten für 100.000 Einwohner. Zuvor waren im Durchschnitt noch 25 Apotheken für die Arzneimittelversorgung von 100.000 Menschen verfügbar. 2008 gab es im Mittel noch 26,3 Apotheken pro 100.000 Einwohner.