Die Arzneimittelausgaben sind im vergangenen Jahr trotz teurer Innovationen deutlich langsamer gestiegen als noch 2014. Nach einem Zuwachs von 9,4 Prozent je Versichertem im Vorjahr wuchsen die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen 2015 je Versichertem um 3,9 Prozent und absolut um knapp 1,7 Milliarden Euro (plus 4,6 Prozent) auf 37 Milliarden Euro. Das geht aus der aktuellen Finanzübersicht des Bundesgesundheitsministerium (BMG) hervor. Ingesamt verfügt das GKV-System trotz eines Kassen-Defizits von 1,14 Milliarden Euro über eine Reserve von 24,5 Milliarden Euro.
Auffällig sind laut BMG die hohen Ausgaben für die überwiegend im Herbst 2014 zugelassenen Arzneimittel zur Behandlung der Hepatitis C, die in 2015 eine Größenordnung von 1,3 Milliarden Euro ausmachten und somit einen erheblichen Teil des Ausgabenanstiegs für Arzneimittel in 2015 erklären. Das sind rund 0,7 Milliarden Euro mehr als 2014 für diese Medikamente ausgegeben wurden.
Andererseits wurden die Kassen laut BMG weiterhin durch Rabattvereinbarungen mit den Herstellern entlastet. Die Rabatterlöse seien 2015 um rund 460 Millionen Euro gegenüber 2014 auf rund 3,61 Milliarden Euro gestiegen. „Insgesamt haben sich die immer noch deutlichen Ausgabenzuwächse für Arzneimittel im Jahresverlauf 2015 verlangsamt“, fasst das BMG zusammen.
Die Gesamtreserve der Gesetzlichen Krankenversicherung betrug zum Jahreswechsel 2015/2016 insgesamt rund 24,5 Milliarden Euro. Die Finanz-Reserven der Krankenkassen lagen Ende 2015 bei rund 14,5 Milliarden Euro. Der Gesundheitsfonds verfügt über eine Rücklage von zehn Milliarden Euro.
Die Kassen haben laut BMG die Gelder aus ihren Finanz-Reserven genutzt, um ihre Zusatzbeiträge niedrig zu halten. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU): „Dass die Versicherten durch niedrigere Zusatzbeiträge um knapp 900 Millionen Euro entlastet werden konnten, zeigt die insgesamt gute Finanzlage der Kassen. Mit Reserven von rund 24,5 Milliarden Euro steht die Gesetzliche Krankenversicherung weiter auf einer stabilen Grundlage. Notwendige Verbesserungen in der Patientenversorgung mit einer nachhaltigen Finanzierbarkeit zu verbinden, muss auch weiterhin gemeinsames Anliegen von Politik und Krankenkassen sein.“
Einnahmen der Krankenkassen in Höhe von rund 212,42 Milliarden Euro standen nach den vorläufigen Finanzergebnissen des Jahres 2015 Ausgaben von rund 213,56 Milliarden Euro gegenüber. Die Differenz von 1,14 Milliarden Euro ist laut BMG im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Krankenkassen ihre Versicherten durch niedrigere Zusatzbeiträge entlastet haben.
Beim Gesundheitsfonds überstiegen die Ausgaben in Höhe von 208,62 Milliarden Euro die Einnahmen in Höhe von 206,17 Milliarden Euro. Dieser Ausgabenüberhang von rund 2,46 Milliarden Euro erklärt sich durch die vorübergehende Absenkung des Bundeszuschusses zur Konsolidierung des Bundeshaushalts um einen Betrag von 2,5 Milliarden Euro.
Bei der nach wie vor günstigen Entwicklung der Beitragseinnahmen profitiert die Gesetzliche Krankenversicherung auch weiterhin von der positiven Lohn- und Beschäftigungsentwicklung. Vor diesem Hintergrund ist – wie vom Schätzerkreis bereits im Oktober 2014 prognostiziert – Ende 2015 eine Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds in einer Größenordnung von rund 10 Milliarden Euro vorhanden.
Im Bereich der vertragsärztlichen Vergütung stiegen die Ausgaben je Versichertem um rund 3,9 Prozent an. Die ärztlichen Honorare für GKV-Versicherte stiegen damit insgesamt um rund 1,6 Milliarden Euro. Bei den Ausgaben für zahnärztliche Behandlung und Zahnersatz betrug der Anstieg 2,9 beziehungsweise 1,3 Prozent.
Die Ausgaben für Krankenhausbehandlung – mit 71 Milliarden Euro der größte Ausgabenblock – stiegen in 2015 je Versichertem um 3,1 Prozent. Insgesamt erhielten die Krankenhäuser hierdurch im vergangenen Jahr allein von den Krankenkassen um rund 2,5 Milliarden Euro höhere Finanzmittel als 2014.
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