Krankenhaus

GKV: Einzelverträge mit Kliniken dpa, 30.05.2012 08:34 Uhr

Berlin - 

Patienten in Deutschland müssen nach Einschätzung der Krankenkassen reihenweise Operationen fürchten, die von den Krankenhäusern vor allem aus wirtschaftlichen Gründen gemacht werden. „Man muss immer mehr aufpassen, dass man nicht unters Messer kommt“, warnte der Krankenhaus-Experte des GKV-Spitzenverbands, Dr. Wulf-Dietrich Leber. Er sprach von der Grenze des medizinisch Sinnvollen – etwa angesichts großer Zuwächse bei Knie- und Hüftprothesen sowie Wirbelsäulen-Eingriffen.

Nach Ansicht der Kassen machen die Kliniken immer mehr auch schwere Eingriffe, die medizinisch nicht unbedingt nötig sind. Der Anstieg bei den Behandlungszahlen sei teilweise ökonomisch motiviert, kritisiert der Verband.

Nach einer neuen Studie im Auftrag des Kassenverbands gab es zwischen 2006 und 2010 einen Anstieg von 13 Prozent bei den Behandlungen, wobei die schweren Fälle bei der Berechnung stärker gewichtet wurden als die einfachen Fälle. Nur 40 Prozent dieses Anstiegs seien aber durch die Alterung der Gesellschaft zu erklären, sagte Studienautor Dr. Boris Augurzky, Gesundheitsexperte des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI).

Ein Teil der Zunahme bei den Operationen gehe darauf zurück, dass die Kliniken einfach mehr anböten. Darauf deuteten auch Aussagen von Klinikärzten hin, denen zufolge Mediziner zu mehr Behandlungen angehalten würden.

Als Hauptursache für die Entwicklung nehmen RWI und Kassenverband an, dass die einzelnen Behandlungen den Kliniken immer höher bezahlt werden – und die Krankenhäuser dementsprechend die Zahl dieser lohnenden Behandlungen erhöhten. „Insgesamt kann der Preisanstieg ab 2007 einen erheblichen Anteil der Fallzahlentwicklung erklären“, heißt es in der Studie.

Das Vorhaben der Koalition, die kontinuierliche Zunahme von Operationen aus Kostengründen stärker abzubremsen, bringe nur kurzfristige Milderung, kritisierte Leber. Die Politik kaufe sich nur Zeit bis nach der nächsten Bundestagswahl. Union und FDP wollen Abschläge für Mehrleistungen in den Kliniken von längerer Dauer, als dies bisher schon galt. Die Krankenhäuser bekommen dann für zusätzliche Leistungen weniger Geld.

Leber forderte: „Es muss auch am Preis angesetzt werden, wenn man die Menge in den Griff kriegen will.“ So müsse es den Krankenkassen erlaubt werden, direkte Verträge mit einzelnen Kliniken abzuschließen. Oder die Krankenhäusern müssten verstärkt Lizenzen dafür bekommen, die regelten, wieviele Behandlungen sie machen dürften – und diese auf andere Häuser übertragen können.