Festbetragsanpassung

GKV drückt Preise bei Schnelldrehern Benjamin Rohrer, 19.12.2011 15:30 Uhr

Berlin - 

Der GKV-Spitzenverband will die Erstattungspreise von 33 Festbetragsgruppen senken. Betroffen sind im April neben einer Reihe von absatzstarken Arzneimitteln wie etwa Beta-Rezeptorenblockern oder Calcium-Antagonisten auch einige hochpreisige Medikamente. In sieben Fällen sollen die Festbeträge dagegen angehoben werden. Auf die Hersteller werde sich dies allerdings nicht positiv auswirken, meint der Branchenverband Pro Generika.

 

Große Preissenkungen nimmt der GKV-Spitzenverband insbesondere bei Arzneimitteln mit demselben Wirkstoff vor: Das Gichtmittel Allopurinol (300 Milligramm, N3) soll von 4,33 auf 3,46 Euro abgesenkt werden. Das Antiepileptikum Carbamazepin mit einer Wirkstärke von 200 Milligramm in der Packungsgröße N2 (100 Tabletten) soll von derzeit 8 auf 4,95 Euro abgesenkt werden. Bei den hochpreisigen Folinsäure-haltigen Arzneimittel will der Kassenverband den Erstattungspreis von 325 auf 285,38 Euro drücken.

Bei Arzneimitteln mit pharmakologisch-therapeutisch vergleichbaren Wirkstoffen drohen ebenfalls Preissprünge. Hier sind zudem absatzstarke Gruppen betroffen: So soll etwa der Preis aller Beta-Blockern mit einer Wirkstärke von 200 Milligramm und einem Packungsinhalt von 100 Tabletten von derzeit 7,34 auf 6,72 Euro gesenkt werden. Ebenso wollen die Kassen bei Calcium-Antagonisten (20 Milligramm, 100 Tabletten) nicht mehr 30,55 Euro erstatten, sondern nur noch 20,82 Euro.

Mehr erstatten sollen die Kassen bei der Gruppe der Neuroleptika: 3,01 statt 2,94 Euro pro Packung mit fünf Tabletten. Auch für einige erstattungsfähige OTC-Präparate sollen die Beträge angehoben werden: So wird etwa der Festbetrag des in Aknemitteln verwendeten Wirkstoffes Ammoniumbituminosulfonat von 14,49 auf 15,11 Euro angehoben. Zudem soll die gesamte Gruppe der Antitussiva von 3,80 Euro auf 4,48 Euro steigen. Für einige Antidepressiva, die in Ampullen abgegeben werden, soll es in Zukunft gar keine Festbeträge mehr geben: Unter anderem betroffen sind die Wirkstoffe Doxepin und Trimipamin.

Der GKV-Spitzenverband will mit den höheren Festbeträgen nach eigenen Angaben die Versorgung absichern. Laut Pro Generika haben die Maßnahmen jedoch keine Auswirkungen auf die Hersteller: Wegen des gesetzlichen Preismoratoriums hätten die Herstellern keinerlei Spielraum für Preiserhöhungen, sagt Pro Generika-Chef Bork Bretthauer. Die geplante Aufhebung von Festbetragsgruppen sei für Generika-Hersteller sogar nachteilig. „Denn besteht für einen Wirkstoff kein Festbetrag, muss der Hersteller laut Gesetz für die jeweiligen Arzneimittel einen erhöhten Zwangsrabatt an die Krankenkassen zahlen, der derzeit nicht anfällt“, Bretthauer.