Für Impfstoffe haben die Krankenkassen im vergangenen Jahr rund 1 Milliarde Euro und damit 16 Prozent mehr als im Vorjahr ausgegeben. Neben dem gesunkenen Herstellerrabatt sei dafür auch der erstmals seit 2010 wieder gestiegene Absatz verantwortlich, so das Marktforschungsinstitut IMS Health. Durch den Herstellerrabatt sparten die Kassen insgesamt 76 Millionen Euro ein, 41 Prozent weniger als 2013. Die Nachlässe der Apotheken summierten sich auf knapp 10 Millionen Euro und stiegen damit um 3 Prozent.
Zwar sei es in den vergangenen Jahren im Rahmen der Prävention politisch gewünscht gewesen, mehr Impfstoffe abzugeben, dies habe aber nicht durchgesetzt werden können, so IMS: Von 2010 bis 2013 ging die Gesamtmenge der Impfdosen von 36,9 Millionen auf 33,2 Millionen Dosen zurück. 2014 legte sie nun erstmals wieder um rund 4 Prozent auf 34,5 Millionen Dosen zu.
Vor allem die umsatz- und wachstumsstärkste Kategorie, die viralen Impfstoffe, sei stark angestiegen. Dazu gehören etwa Impfungen gegen FSME, Humane Papillomviren (HPV), Grippe und Rotaviren. In der Gesamtgruppe erhöhte sich die Anzahl der Impfdosen um 6 Prozent, bei der Teilgruppe der Rotaviren-Vakzine allerdings um 353 Prozent. Der Anstieg sei der Ständigen Impfkommission (STIKO) zu verdanken, die seit Juli 2013 die routinemäßige Rotavirus-Impfung für Säuglinge von unter sechs Monaten empfiehlt.
Auch bei den Subkategorien HPV- und Hepatitisimpfung stieg der Absatz der Dosen leicht an. Der Absatz von Grippe-Impfstoffen sank hingegen um knapp 5 Prozent. Da es im Winter 2013 zeitweise Lieferprobleme gegeben habe, wäre laut IMS bei einer entsprechenden Nachfrage eigentlich eine Steigerung zu erwarten gewesen.
Für Arzneimittel gegen seltene Krankheiten, sogenannte Orphan Drugs, sind die Ausgaben der Kassen noch kräftiger gestiegen: Mit 1,2 Milliarden Euro gaben sie 30,8 Prozent mehr als im Vorjahr aus. Dabei resultieren laut IMS rund 10 Prozent des Wachstums aus der Absenkung des Herstellerrabattes. Der Absatz stieg mit 469 Millionen Packungen um 13,4 Prozent.
60,2 Prozent des Umsatzes und 51,4 Prozent der abgegebenen Packungen entfielen auf die führenden zehn Produkte Revlimid (Lenalidomid), Soliris (Eculizumab), Tracleer (Bosentan), Tasigna (Nilotinib), Jakavi (Ruxolitinib), Imnovid (Pomalidomid), Exjade (Deferasirox), Nexavar (Sorafenib), Myozyme (Alglucosidase) und Vidaza (Azacitidin). Der weitaus größte Teil der Orphan Drugs wird in Apotheken abgegeben, nur 5 Prozent des Verbrauchs entfiel auf den Krankenhaussektor.
Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden unter einer seltenen Krankheit. Seit 2000 wurden 116 Orphan Drugs zugelassen. Mit Stand Januar 2015 haben 79 Arzneimittel am europäischen Arzneimittelmarkt Orphan Drug-Status. Allein im vergangenen Jahr wurden 15 neue Orphan Drugs zugelassen. 70 Produkte weisen Umsätze am deutschen Apotheken- und/oder Krankenhausmarkt auf.
Ein Orphan-Drug erhält in der EU eine zehnjährige Marktexklusivität, die unabhängig vom Patentschutz gilt, so lange die Patientenpopulation nicht größer als 5 von 10.000 Menschen ist, kein überlegenes Medikament existiert, Marktengpässe zu überwinden sind oder der Status vom Hersteller nicht selbst zurückgegeben wird.
Insgesamt gaben die Kassen im vergangenen Jahr für Arzneimittel und Test-Diagnostika – Impfstoffe ausgenommen – 30,8 Milliarden Euro und damit 9,6 Prozent mehr als im Vorjahr aus. Durch Rabatte sparten die Kassen insgesamt rund 6 Milliarden Euro.
Knapp 1,7 Milliarden Euro davon entfielen auf die Herstellerrabatte, weitere 250 Millionen Euro auf Einsparungen durch Erstattungsbeträge und rund 1,1 Milliarden Euro auf den Kassenabschlag der Apotheken. Weitere fast 3 Milliarden Euro, und damit genauso viel im Vorjahr, sparten die Kassen, durch Rabattverträge.
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