Prävention in Gefahr

GHG: Kassen appellieren an den Bundestag

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Berlin -

Morgen wird Gesundheitsminister Karl Lauterbachs (SPD) Gesundes-Herz-Gesetz (GHG) in erster Lesung im Bundestag beraten. Doch insbesondere bei den Krankenkassen ist das Gesetzesvorhaben nicht sonderlich beliebt. In einem gemeinsamen Statement fordern die Verbände der gesetzlichen Krankenkassen (vdek), der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Parlamentarier dazu auf, den Gesetzentwurf grundlegend zu überarbeiten.

„Gemeinsam mit unseren Partnern wie dem DVV und dem DOSB haben wir eine Fülle von qualitätsgesicherten Angeboten für ein gesünderes Leben entwickelt, die von den Versicherten gut angenommen werden. Es ist ein absoluter Irrweg, diese bewährten gesundheitsfördernden Strukturen in vielen Lebensbereichen wie Schulen, Kitas, Vereinen und Volkshochschulen zu gefährden“, erklärt Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek. Durch das GHG würden Beitragsmittel von diesem evidenzbasierten Ansatz in undifferenzierte, zum Teil wissenschaftlich nicht ausreichend abgesicherte kurative Maßnahmen umgeschichtet.

Die GKV biete ihren Versicherten aktuell bundesweit rund 110.000 qualitätsgeprüfte Präventionsangebote, die sie beispielsweise beim Thema Bewegung oder bei der Raucherentwöhnung unterstützen. Diese Angebote folgten dem bewährten Ansatz der Primärprävention: Krankheiten sollen vermieden werden, bevor sie überhaupt entstehen können, heißt es in dem Statement. Der Entwurf des GHG sehe jedoch vor, dass die dafür benötigten Beitragsgelder für Arzneimittel zur Raucherentwöhnung und flächendeckende Gesundheitschecks zweckentfremdet würden.

Kurse an Schulen und in Sportvereinen

Im Auftrag der Kassen zertifiziert die Zentrale Prüfstelle Prävention bundesweit einheitlich Präventionskurse. Diese Kurse können dann von verschiedenen Partnern angeboten werden, wobei Volkshochschulen und Sportvereine eine zentrale Rolle spielen.

„Unser bundesweites Netz an Angeboten unterstützt Teilnehmende beim Aufbau eines selbstbestimmten, gesundheitsförderlichen Lebensstils“, erläutert Martin Rabanus, Vorsitzender des DVV. „Auf diese niedrigschwellige Hilfe müssen sich die Menschen auch künftig verlassen können.“ Die Volkshochschulen führen derzeit knapp 4500 zertifizierte Präventionskurse durch, insbesondere in den Handlungsfeldern Stressbewältigung und Bewegung.

Auch die Sportvereine widmen sich neben dem klassischen Sportbetrieb der gesundheitlichen Prävention. „Sport hat ein Riesenpotenzial für eine nachhaltige Veränderung des eigenen Lebensstils hin zu mehr regelmäßiger Bewegung. Und das reduziert nachweislich bspw. das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken“,so DOSB-Präsident Thomas Weikert. Deshalb habe der DOSB gemeinsam mit der Bundesärztekammer das Rezept für Bewegung etabliert, das chronische „Bewegungsverweigerer“ durch ärztliche Beratung zum Sport motivieren soll – auch mit Zuschüssen der Krankenkassen. „Jeder dritte deutsche Sportverein hat in den vergangenen Jahrzehnten entsprechende Gesundheitsangebote aufgebaut, das darf nicht zunichtegemacht werden“, erklärt Weikert.

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