Pharmacists for Future (Ph4F) begrüßen zwar die neue EU-Richtlinie zur Abwasserbehandlung, weisen jedoch darauf hin, dass allein durch Reinigung keine vollständige Elimination von Mikroschadstoffen stattfinden wird. Daher müssten zusätzlich alle Potenziale ausgeschöpft werden, um diese Stoffe schon zu reduzieren, bevor sie ins Abwasser gelangen.
„Es ist eine große gesellschaftliche Herausforderung, die Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln und den lebensnotwendigen Gewässerschutz in Einklang zu bringen“, heißt es in der Stellungnahme von Ph4F. In Deutschland seien rund 2500 verschiedene Humanarzneistoffe auf dem Markt, von denen nach Angaben des Umweltbundesamtes etwa die Hälfte als umweltrelevant gelte. Pro Jahr würden in Deutschland circa 10.000 Tonnen dieser umweltrelevanten Wirkstoffe verbraucht, in die Umwelt gelangen sie vor allem über das Abwasser. Die Auswirkungen auf die Ökosysteme seien jedoch noch längst nicht vollständig erforscht.
Die neue EU-Richtlinie beinhaltet auch Vorgaben zum Ausbau von Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe zur Spurenstoffentfernung; Pharma- und Kosmetikunternehmen sollen künftig im Sinne der erweiterten Herstellerverantwortung den Großteil der hierbei entstehenden Kosten – etwa 80 Prozent – übernehmen. „Bis zur kompletten Umsetzung des EU-Beschlusses bis spätestens 2045 werden Jahre vergehen. Auch dann werden nicht alle Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe ausgestattet sein“, so Ph4F.
Ph4F fordert zusätzliche Maßnahmen, dabei spiele auch die Prävention eine entscheidende Rolle – auch in der Apotheke. „Es ist an der Zeit, dass das Thema Prävention noch mehr an Bedeutung gewinnt. Die Apotheken können durch Beratung zur Prävention einen wichtigen Beitrag leisten.“ Besonders im Bereich Bluthochdruck und Diabetes Typ 2 sei eine verstärkte Aufklärung über gesunde Lebensweisen mit Ernährung und Bewegung notwendig.
Auch die korrekte Anwendung von Arzneimitteln sei essenziell, eine unsachgemäße Einnahme könne zu einer unzureichenden Wirkung führen, sodass der Arzneistoff ausgeschieden wird, ohne seine volle Wirkung entfaltet zu haben. „Dabei lautet ein Leitsatz der nachhaltigen Pharmazie: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“
Umweltfreundlichere Wirkstoffe seien zu bevorzugen, wenn verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung stehen. Zum jetzigen Zeitpunkt fehle es jedoch an einer einheitlichen und leicht zugänglichen Datenbasis, um die Umweltwirkungen von Arzneimitteln bei Therapieentscheidungen zu berücksichtigen. „Ein niedrigschwelliger Zugang zur Einschätzung der Umweltverträglichkeit von Arzneistoffen in etablierten Datenbanken wie der Abda-Datenbank und in Therapieleitlinien ist ein erfolgversprechender Weg“, so Ph4F.
Ein weiteres Problem stelle die uneinheitliche Entsorgung von Medikamenten dar. „Die Entsorgung von nicht mehr benötigten Arzneimitteln ist in Deutschland nicht einheitlich gelöst, sondern Sache der Kommunen mit dem Ergebnis eines ‚Flickenteppichs‛ an umweltverträglichen Entsorgungsvarianten je nach Wohnort“, kritisiert Ph4F.