Gesundheitswirtschaft

Studie: Arztmangel überbewertet APOTHEKE ADHOC, 09.07.2014 11:25 Uhr

Engpässe befürchtet: Laut einer Studie könnten 2030 bis zu 32.000 Ärzte fehlen, dramatischer wird der Fachkräftemangel aber in der Pflege. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Das deutsche Gesundheitswesen ist eine Jobmaschine: Von 2005 bis 2012 stieg die Zahl der Beschäftigten von 5,3 Millionen auf 6 Millionen, davon sind 486.000 Ärzte und Apotheker. Das hat das Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) herausgefunden. Künftig befürchten die Experten einen Fachkräftemangel – allerdings nicht in erster Linie bei den Ärzten.

Bis zum Jahr 2030 könnten jedoch rund 625.000 Fachkräfte in der Gesundheitsbranche fehlen, sagt Geschäftsführer des WifOR, Dennis Ostwald. Der derzeitige Engpass liege bei 207.000 Vollzeitstellen. Ein wenig überbewertet werde der ärztliche Fachkräftemangel, fehlen würden in erster Linie Fachkräfte in der Alten- und Krankenpflege.

Bei den Ärzten gebe es aktuell 16.000 unbesetzte Vollzeitstellen. Bis 2020 könne der Engpass auf 32.000 Stellen und schließlich auf 75.000 Vollzeitkräfte im Jahr 2030 steigen. Auch andere Berufsgruppen seien von Fachkräfteengpässen bedroht, darunter Apotheker, Zahnärzte und Psychotherapeuten. Die Forscher schätzen, dass bis 2030 in den genannten Berufsgruppen fast 19.000 Vollzeitkräfte fehlen könnten.

Die Beschäftigtenzahl im Gesundheitswesen wuchs zwischen 2005 und 2012 jährlich um 1,8 Prozent und damit doppelt so schnell wie in der Gesamtwirtschaft. Selbst im Krisenjahr 2009 stieg die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse um fast 2,5 Prozent, im Vergleich zu knapp 0,1 Prozent in der Gesamtwirtschaft. Rund 4,5 Millionen Menschen waren 2011 im Gesundheitsbereich vollbeschäftigt.

„Die deutsche Gesundheitswirtschaft ist ein konjunktur- und wachstumspolitischer Stabilisierungsfaktor der deutschen Volkswirtschaft“, heißt es im Bericht. Im Jahr 2012 habe die Gesundheitswirtschaft rund 259 Milliarden Euro zur Bruttowertschöpfung beigetragen. Damit würde der Anteil der Gesundheitswirtschaft am Bruttoinlandsprodukt erstmals 11 Prozent des deutschen BIP überschreiten.

„Jeder neunte Euro des Bruttoinlandsproduktes wird in der Gesundheitswirtschaft erarbeitet“, sagte Ostwald. Die jährliche Wachstumsrate der deutschen Gesundheitswirtschaft habe im Schnitt der vergangenen sechs Jahre mit fast 2,7 Prozent rund 0,6 Prozent über dem durchschnittlichen jährlichen Wachstum der Gesamtwirtschaft gelegen. Insbesondere im Krisenjahr 2009 habe der Gesundheitsbereich durch positive Wachstumsraten eine noch stärkere Rezession in Deutschland verhindert.