Gesundheitsversorgung

Barmer: Ärztemangel ist kein Thema APOTHEKE ADHOC, 10.12.2012 15:03 Uhr

Zufriedenheit bei Patienten: Für Barmer-Chef Dr. Christoph Straub und Dr. Brigitte Mohn von der Bertelsmann-Stiftung ist Ärztemangel kein Problem. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Die meisten Bürger sind mit der Erreichbarkeit von Ärzten zufrieden – der oftmals diskutierte Ärztemangel wird von der Bevölkerung nicht wahrgenommen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Barmer GEK. Im Auftrag der Krankenkasse und der Bertelsmann Stiftung hatte das Forschungsinstitut TNS Infratest 1500 Personen befragt. 94 Prozent waren zufrieden mit der Anzahl und der Erreichbarkeit von Hausärzten. Bei den Fachärzten lag die Zufriedenheit mit 85 Prozent etwas niedriger.

Während in Städten 88 Prozent mit der Erreichbarkeit von Fachärzten zufrieden sind, sind es im ländlichen Raum nur 81 Prozent. Diese Unterschiede sind laut Barmer-Chef Dr. Christoph Straub jedoch eher gering. „Wichtiger ist, dass sich die Bürger in ihrer großen Mehrheit auch von weiten Anfahrtswegen oder durch Schwierigkeiten bei der Terminfindung nicht von einem Arztbesuch abhalten lassen“, so Straub.

Bei den Hausärzten sind 94 Prozent im ländlichen Bereich zufrieden mit der Versorgung. In Städten liegt die Zufriedenheit bei 93 Prozent. „Wer auf dem Land lebt, ist an Distanzen gewöhnt und daher grundsätzlich bereit, die damit verbundenen praktischen Probleme zu meistern“, erklärt Straub.

Allerdings: Die Zufriedenheit ist der Studie zufolge umso geringer, je weiter und je zeitaufwendiger die Anfahrt zum Arzt ist. Besonders Menschen mit schlechtem Gesundheitszustand haben demnach Probleme, eine Praxis zu erreichen. Dr. Brigitte Mohn will mit der Bertelsmann-Stiftung die Information der Bürger verbessern.

Dieses Ergebnis wird von einer weiteren Studie der Barmer gestützt: Im April hatte die Kasse 2200 Patienten mit Multipler Sklerose oder einer Lungenerkrankung befragt. 16 Prozent gaben an, schon auf Arzttermine verzichtet zu haben. Dies geschah vor allem dann, wenn die Fahrtzeit als sehr lang empfunden wurde oder die Patienten sehr auf die Unterstützung anderer angewiesen waren. Allerdings gibt es keinen Unterschied zwischen Stadt und Land.

In dieser Studie zeigte sich auch, das die Patienten mit der Erreichbarkeit und Kompetenz der Apotheken am zufriedensten waren: Im ländlichen Bereich störten sich nur 2 Prozent an der Versorgung durch Apotheken, bei den Allgemeinärzten waren es 8 und bei den Fachärzten 32 Prozent. Auch in Hinsicht auf die Beratung waren die Apotheken vorn: 3 Prozent der Befragten in ländlichen Gebieten waren mit der Fachkompetenz der Apotheken unzufrieden, bei den Ärzten waren es 8 und bei den Fachärzten 14 Prozent.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) kritisiert die Schlussfolgerungen der Barmer: „Es ist ein Trugschluss zu glauben, der Ärztemangel werde überdramatisiert, weil die Bevölkerung diesen jetzt nicht spüren würde“, sagte Dr. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der KBV. Bis 2020 würden mehr als 66.000 niedergelassene Ärzte in den Ruhestand gehen. „Die Situation wird sich also drastisch verschärfen. Wer den Ärztemangel jetzt noch infrage stellt, verkennt eindeutig die Situation.“