Kassen klären Senioren auf

„Dr. Google ist kein Mensch“

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Berlin -

Krankenkassen sind verpflichtet, ihre Versicherten angemessen über Gesundheitsthemen zu informieren – am besten in einer für die Zielgruppe angemessenen Art und Weise. Die Ersatzkassen haben sich für ihre Schützlinge höheren Alters um eine digitale, aber leicht verständliche Lösung bemüht: Seit etwa zwei Jahren soll die Website „Gesund-digital.info“ ihnen das kleine 1x1 der digitalen Gesundheitskompetenz beibringen.

Damit alle Versicherten künftig gleichberechtigt und selbstbestimmt an den Möglichkeiten der Digitalisierung teilhaben können, müssen die Krankenkassen ihren Versicherten entsprechende Angebote machen, die die digitale Gesundheitskompetenz fördern. Eine entsprechende Regelung wurde mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) verabschiedet, das Anfang 2020 in Kraft trat.

Diese gesetzliche Vorgabe wollen die Ersatzkassen mit der eigenen Website umsetzen: „Das Angebot bietet Versicherten mit wenig Erfahrung im Umgang mit digitalen Lösungen im Gesundheitswesen neben gedruckten Informationsflyern auf der Website ‚Gesund-digital.info‘ ein multimediales Informations- und Lernangebot“, so der Verband vdek. „Nutzer:innen lernen so die Mehrwerte von digitalen Lösungen wie der elektronischen Patientenakte, digitalen Gesundheitsanwendungen oder dem E-Rezept. Mit der Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz leisten die Ersatzkassen auch einen Beitrag zur Entlastung von Arztpraxen und Apotheken im zunehmend digitalen Gesundheitswesen.“

Dr. Google ist kein Mensch

In der Realität bleibt das Angebot hinter diesem Anspruch zurück. Oft handelt es sich um kurze und simple Erklärungen zu Themen wie „Angebote finden und beurteilen“ oder „das E-Rezept verstehen und anwenden“ – ohne Detailtiefe oder weiterführende Informationsangebote.

Das höchste Augenmerk wurde auf die Erklärung von „Dr. Google“ für die ältere Zielgruppe gelegt. „In kurzen und leicht verständlichen Sätzen“ heißt es dann zum Beispiel: „Die meisten von uns haben schon einmal Dr. Google befragt, wenn sie ein gesundheitliches Problem hatten. Aber wer ist dieser Dr. Google eigentlich?“ Die Antwort ist in jeder Hinsicht überraschend: „Dr. Google ist keine echte Person. Der Begriff ‚Dr. Google‘ steht für die Suche nach Gesundheitsinformationen im Internet mit Hilfe einer Suchmaschine.“

Wer es immer noch nicht verstanden hat, bekommt gleich noch eine Zusammenfassung geliefert:

  • Unter „Dr. Google“ versteht man das Suchen nach Gesundheitsinformationen im Internet.
  • Zu viele Informationen können mich überfordern oder mir Angst machen.
  • Es gibt Merkmale, an denen ich seriöse Gesundheitsinformationen im Internet erkennen kann.

Zu den Kosten wollte sich der Verband nicht äußern. Nur so viel: „‚Gesund digital‘ ist als Gemeinschaftsprojekt angelegt und damit kostengünstiger als separate Angebote einzelner Krankenkassen“, so der vdek. Das Budget für die Erstellung der seniorengerechten Internetseite stamme von den Ersatzkassen.

Hinzuzufügen wäre noch, dass das Bundesgesundheitsministerium (BMG) mit dem Nationalen Gesundheitsportal (NGP) parallel ein ähnliches und teures Projekt ins Leben gerufen hat. Die Website „Gesund.bund.de“ ist seit September 2020 am Netz; der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wollte damit ein Angebot schaffen, bei dem sich Bürgerinnen und Bürger unabhängig und sicher zu Krankheiten und Therapien informieren können. Der Betrieb der Website ist in § 395 Sozialgesetzbuch (SGB V) sogar gesetzlich geregelt. Inzwischen hat das Landgericht Bonn die Sache verboten, Anfang Februar will das Oberlandesgericht Köln eine Entscheidung in zweiter Instanz verkünden.

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