Pflegekräfte oder MFA

Gesundheitskiosk auf Personalakquise

, Uhr
Berlin -

Weitgehend arztfreie Versorgung durch Gesundheitskioske – auch damit hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für Aufregung gesorgt. In Essen gibt es solche Einrichtungen bereits und dafür wird nun Personal gesucht. Die Stellenbeschreibung für ein:e „Gesundheitsberater:in (m/w/d) in Vollzeit“ zeigt, wo man Mitarbeiter:innen abwerben möchte: Zielgruppe sind Medizinische Fachangestellte (MFA), die sich weiterentwickeln möchten. Für den Wechsel von der Praxis in den Kiosk in Aussicht gestellt werden 3180 bis 4556 Euro Bruttogehalt pro Monat.

Der Betreiber der Kioske in Essen, die Gesundheit für Essen gGmbH, ist ein Gemeinschaftsprojekt von Caritas, einem Trägerverein und dem Ärztenetz Essen Nord-West. Gemeinsam mit Partner:innen aus dem Gesundheitswesen, der Sozialarbeit und der öffentlichen Verwaltung will man „die Gesundheitsversorgung neu aufstellen“. Ein interdisziplinäres Team aus „Community Health Nurses“ führe niederschwellige Gesundheitsberatungen durch, heißt es in der Stellenausschreibung.

Ziel sei es, vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Mehrfacherkrankungen sowie junge Familien bedarfsorientiert zu beraten, zu koordinieren, anzuleiten und zu begleiten. „Durch die Arbeit im Gesundheitskiosk werden Sie Teil einer innovativen Versorgungsstruktur im Gesundheitssystem.“ Über die Gesellschafter aus der Wohlfahrtspflege, der Gesundheitsversorgung und der Ärzteschaft sei man für diese Arbeit bereits bestens vernetzt.

Medizinische Ausbildung plus Sozial-Studium

Nun braucht es nur noch Personal. Das sollte am besten eine pflegerische oder medizinische Ausbildung haben, Krankenpfleger, MFA oder ähnliche Heilberufe werden als Beispiele genannt. Auch ein abgeschlossenes Studium der Sozialen Arbeit wird gefordert. Weitere Anforderungen sind:

  • Teamfähigkeit
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Proaktive Arbeitseinstellung
  • Flexibilität
  • Selbstständigkeit
  • hohe Beratungskompetenz
  • Kommunikationsstärke und empathisches Auftreten
  • wünschenswert wären weitere Sprachkenntnisse wie Arabisch oder Türkisch

Geboten werden neben der „attraktiven Vergütung nach den tariflichen Richtlinien der AVR“ außerdem 30 Tage Urlaub auf Basis einer 5-Tage-Woche, ein vergünstigtes Firmenticket oder JobRad-Leasing, Unterstützung bei der Suche nach einem Kindertagespflege- oder Kitaplatz, einen Zuschuss zur Betriebsrente bei der kirchlichen Zusatzversorgungskasse Köln, Vergünstigungen für Fitnessstudio, Massage oder Sauna (Sportnavi) und natürlich eine interessante Tätigkeit mit Gestaltungs- und Fortbildungsmöglichkeiten.

Koordination von Leistungen

Aufgabe ist die „maßgebliche Mitgestaltung der Gesundheitsversorgung in den Quartieren“ beziehungsweise eines „neuartigen gesundheitlichen Angebots“. Konkret geht es um:

  • präventive und beratende Aufgaben zur Förderung der Gesundheitskompetenz und Krankheitsvorbeugung der Bewohner:innen in den Quartieren
  • Verminderung von Über- oder Unterversorgung durch Koordination von Leistungen
  • Begleitung von Menschen mit chronischen Erkrankungen und/oder Behinderung
  • Förderung der Zusammenarbeit verschiedener Akteure in der Gesundheitsversorgung und der Sozialarbeit
  • bedarfsorientierte Betreuung und Versorgung der Patienten des Gesundheitskiosks (z.B. Individuelle Gesundheitsberatung, Patientencoaching, Patientenlotsung und motivierende Gesprächsführung mit dem Ziel der positiven Lebensstil-Änderung)
  • bei Bedarf gezielte Vermittlung der Klient:innen in Einrichtungen unseres Netzwerks im Gesundheitswesen und der Sozialarbeit
  • aktive Mitarbeit in den Netzwerken des Quartiers und Mitgestaltung der Infrastruktur in Kooperation mit den dort tätigen medizinischen und sozialen Akteuren

Ein Arzt weist auf Facebook darauf hin, dass es offenbar um eine rein administrative Tätigkeit geht: „Keinem Patienten Blut abnehmen oder den Blutdruck messen, impfen, … Sondern Zusammenarbeit fördern.“ In den Gesundheitskiosken gehe es also um vieles, für das in den Arztpraxen seit Jahren Zeit und Geld fehlen: individuelle Beratung, Patientencoaching, Patientenlotsung. „Mit diesem Alleinstellungsmerkmal werden die Kioske die (haus-)ärztlichen Praxen ganz, ganz alt aussehen lassen. Am besten wäre es, die Arztpraxen gleich ganz zu schließen.“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
ApoRG in nächster Legislatur
Köpping setzt auf Nachwuchsförderung
Zwischen 0,4 und 1,9 Prozentpunkten
Mehrheit der Kassen erhöht Beitrag
Mehr aus Ressort
Paul-Ehrlich-Institut
Neuer Chef fürs PEI

APOTHEKE ADHOC Debatte