Weitgehend arztfreie Versorgung durch Gesundheitskioske – auch damit hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für Aufregung gesorgt. In Essen gibt es solche Einrichtungen bereits und dafür wird nun Personal gesucht. Die Stellenbeschreibung für ein:e „Gesundheitsberater:in (m/w/d) in Vollzeit“ zeigt, wo man Mitarbeiter:innen abwerben möchte: Zielgruppe sind Medizinische Fachangestellte (MFA), die sich weiterentwickeln möchten. Für den Wechsel von der Praxis in den Kiosk in Aussicht gestellt werden 3180 bis 4556 Euro Bruttogehalt pro Monat.
Der Betreiber der Kioske in Essen, die Gesundheit für Essen gGmbH, ist ein Gemeinschaftsprojekt von Caritas, einem Trägerverein und dem Ärztenetz Essen Nord-West. Gemeinsam mit Partner:innen aus dem Gesundheitswesen, der Sozialarbeit und der öffentlichen Verwaltung will man „die Gesundheitsversorgung neu aufstellen“. Ein interdisziplinäres Team aus „Community Health Nurses“ führe niederschwellige Gesundheitsberatungen durch, heißt es in der Stellenausschreibung.
Ziel sei es, vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Mehrfacherkrankungen sowie junge Familien bedarfsorientiert zu beraten, zu koordinieren, anzuleiten und zu begleiten. „Durch die Arbeit im Gesundheitskiosk werden Sie Teil einer innovativen Versorgungsstruktur im Gesundheitssystem.“ Über die Gesellschafter aus der Wohlfahrtspflege, der Gesundheitsversorgung und der Ärzteschaft sei man für diese Arbeit bereits bestens vernetzt.
Nun braucht es nur noch Personal. Das sollte am besten eine pflegerische oder medizinische Ausbildung haben, Krankenpfleger, MFA oder ähnliche Heilberufe werden als Beispiele genannt. Auch ein abgeschlossenes Studium der Sozialen Arbeit wird gefordert. Weitere Anforderungen sind:
Geboten werden neben der „attraktiven Vergütung nach den tariflichen Richtlinien der AVR“ außerdem 30 Tage Urlaub auf Basis einer 5-Tage-Woche, ein vergünstigtes Firmenticket oder JobRad-Leasing, Unterstützung bei der Suche nach einem Kindertagespflege- oder Kitaplatz, einen Zuschuss zur Betriebsrente bei der kirchlichen Zusatzversorgungskasse Köln, Vergünstigungen für Fitnessstudio, Massage oder Sauna (Sportnavi) und natürlich eine interessante Tätigkeit mit Gestaltungs- und Fortbildungsmöglichkeiten.
Aufgabe ist die „maßgebliche Mitgestaltung der Gesundheitsversorgung in den Quartieren“ beziehungsweise eines „neuartigen gesundheitlichen Angebots“. Konkret geht es um:
Ein Arzt weist auf Facebook darauf hin, dass es offenbar um eine rein administrative Tätigkeit geht: „Keinem Patienten Blut abnehmen oder den Blutdruck messen, impfen, … Sondern Zusammenarbeit fördern.“ In den Gesundheitskiosken gehe es also um vieles, für das in den Arztpraxen seit Jahren Zeit und Geld fehlen: individuelle Beratung, Patientencoaching, Patientenlotsung. „Mit diesem Alleinstellungsmerkmal werden die Kioske die (haus-)ärztlichen Praxen ganz, ganz alt aussehen lassen. Am besten wäre es, die Arztpraxen gleich ganz zu schließen.“
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