Die Apotheker wollen mehr Verantwortung bei der Betreuung von Chronikern übernehmen, doch sie sind mit diesem Anliegen nicht alleine. Versandapotheken, Pharmahersteller und Telefondienstleister klopfen an, doch die großen Kassen haben eigene Programme. Die Techniker Krankenkasse (TK) hat mehr als 35.000 Patienten mit Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Bluthochdruck telefonisch begleitet und ist zufrieden.
Krankenpfleger und Psychologen hatten die Patienten fünf Monate lang etwa alle zwei Wochen angerufen und zu einer gesünderen Lebensweise und mehr Compliance geraten. Das Projekt soll jetzt verlängert werden.
Anhand der Kassendaten werden Patienten ausgewählt, bei denen das Risiko besteht, dass sie in den nächsten Jahren ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen. Diese müssen der Teilnahme zunächst zustimmen, dann werden sie regelmäßig angerufen.
Die Telefonate dauern jeweils etwa eine halbe Stunde und drehen sich zum Beispiel um die Themen Bewegung und Ernährung, die Einnahme von Medikamenten, das Trinkverhalten oder das Rauchen. Die Coaches vereinbaren mit den Patienten persönliche Ziele und motivieren sie zu einer gesundheitsbewussten Lebensweise. Nach etwa einem halben Jahr endet die Betreuung.
Aus Sicht von TK-Chef Dr. Jens Baas lohnt sich das Gesundheitscoaching sowohl für die Kasse als auch die Patienten: „Die Patienten nehmen ihre Medikamente regelmäßiger ein, bewältigen ihre Krankheit erfolgreicher und fühlen sich deutlich besser.“
Da die Teilnehmer seltener ins Krankenhaus mussten, sparte die Kasse Geld. „Damit lohnt sich das Coaching unterm Strich sogar“, so Baas.
Studienleiterin Professor Dr. Babette Renneberg von der Freien Universität Berlin untersuchte den Effekt des Coachings auf die Patienten. Sie befragte rund 1300 Patienten vor, während und nach der Beratungszeit zu ihrem Befinden – und ebenso viele Patienten, die nicht angerufen wurden.
Renneberg stellte fest, dass sich die subjektive Gesundheit in der Coaching-Gruppe deutlich verbesserte, auch wenn der Effekt nach dem Ende der Anrufe nachließ. Aus ihrer Sicht steigert das Coaching die Gesundheit. Entscheidend für die Motivation der Patienten sind laut Renneberg konkrete Pläne und Ziele, die mit dem Patienten vereinbart werden.
Der Gesundheitsökonom Professor Dr. Hans-Helmut König hat die wirtschaftlichen Effekte des Coachings untersucht und dabei eine Tendenz zur Kostenreduktion festgestellt. De Ergebnisse seien nicht signifikant betonte König, weitere Folgeuntersuchungen sollten daher folgen.
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