Notfallkontrazeptiva

PiDaNa im Bundestag

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Berlin -

Der mögliche OTC-Switch für Notfallkontrazeptiva mit Levonorgestrel ist weiterhin umstritten: Bei einer Anhörung des Gesundheitsausschusses im Bundestag äußerten Ärztevertreter Bedenken – Sozialverbände plädierten hingegen für die Freigabe. Auf diese Weise könne Mädchen und Frauen ein schneller und eigenständiger Weg der Notfallverhütung eröffnet werden.

Aus Sicht des Berufsverbandes der Frauenärzte (BdF) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ist die Abgabe der Pille danach nicht unproblematisch: Bei einem BMI von 25 oder darüber sei die Wirkung von Levonorgestrel fraglich. Von dieser Einschränkung sei jede dritte Frau im Alter zwischen 18 und 45 Jahren betroffen.

Dazu kämen Einschränkungen bei der Wirksamkeit im Zyklus: 70 Prozent der Schwangerschaften treten demnach in einem Zeitraum von zwei Tagen vor dem Eisprung ein. Hier wirke Levonorgestrel nicht.

Frauen, die die PiDaNa im guten Glauben an eine zielführende Wirksamkeit kauften, würden „verhängnisvoll getäuscht“, so die Frauenärzte. Für die Notfallverhütung gebe es aber keine zweite Chance – das erste Mittel bleibe die einzige Möglichkeit. Es sei daher „unverantwortlich und unethisch“, die Zugang zum unzuverlässigen Levonorgestrel niederschwellig zu gestalten. Immerhin habe die US-Arzneimittelbehörde FDA die Überlegenheit von Ulipristalacetat akzeptiert.

Das Forschungsinstitut für Frauengesundheit der Universität Tübingen brachte vor, dass Mädchen die Pille danach auf Rezept derzeit in Apotheken kostenlos erhielten. Bei einer Freigabe müssten sie rund 18 Euro zahlen. Dadurch würden junge Mädchen benachteiligt, die das Geld nicht hätten. Außerdem könne der Apotheker allein nicht beurteilen, warum ein Mädchen in die Verhütungsnotlage gekommen sei.

Ein Vertreter des österreichischen Bundesamtes für Sicherheit im Gesundheitswesen berichtete von positiven Erfahrungen. In Österreich ist die Pille danach unter dem Namen Vikela seit Ende 2009 rezeptfrei. Die zuvor geäußerten Befürchtungen seien nicht eingetreten: Weder gebe es einen sorglosen Umgang mit dem Präparat, noch seien Nebenwirkungen aufgetreten. Über die Beratungsqualität in den Apotheken habe es keine Beschwerden gegeben.

Auch der Bundesverband pro familia setzt auf die Beratung durch Apotheker, die ausreichend qualifiziert seien. Der Verband betont, nur ein schneller Zugang zur Pille danach – auch am Wochenende und auf dem Land – sichere den Erfolg. Eine Frauenärztin der Berliner Charité wies darauf hin, dass Levonorgestrel gut erforscht sei und seit 30 Jahren verwendet werde. Schwerwiegende Nebenwirkungen seien nicht bekannt.

Die Bundesregierung streitet bereits seit langem um die Pille danach: Grüne und Linke fordern den OTC-Switch, die Union lehnt ihn ab. Die SPD hatte sich zwar in der vergangenen Legislatur auch für die Entlassung des Wirkstoffs aus der Verschreibungspflicht ausgesprochen, ist nun aber dem Koalitionspartner verpflichtet.

Der Gesundheitsausschuss des Bundesrats hatte die Rezeptfreiheit bereits im Oktober empfohlen, der Bundesrat folgte dieser Empfehlung im November. Seitdem herrscht Stillstand; die Länderkammer blockierte bis vor kurzem eine Verordnung zu EU-Rezepten. Der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht hatte sich im Januar für die Freigabe ausgesprochen.

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