Die Kooperation Gesund leben schießt scharf gegen das Positionspapier des GKV-Spitzenverbandes zur Reform des Apothekenhonorars. Die Forderungen zeigten, dass den Kassen das Patientenwohl nicht am Herzen liege, so der Beiratsvorsitzende Christian Flössner.
„Die ureigenste Aufgabe der Krankenkassen kann es nicht sein, Geldberge anzuhäufen, sondern die Versorgung der Versicherten zu unterstützen“, so Flössner. Die Forderungen des GKV-Spitzenverbands, beispielsweise das Leistungsspektrum der Apotheken zu verkleinern oder die Öffnungszeiten zu reduzieren, seien deshalb „absolut kontraproduktiv“. Stattdessen sollten die Kassen ihre Anstrengungen im Bereich der Prävention verstärken, fordert der Apotheker. „Hier kann die Apotheke künftig eine zentrale Rolle einnehmen.“
Einsparungen von mehr als einer Milliarde Euro bei den Apothekern, wie sie in dem Positionspapier gefordert werden, konterkarieren Flössner zufolge das Ziel, den Patienten in den Mittelpunkt zu stellen. Genau das solle der GKV-Spitzenverband aber eigentlich tun. „Nur wem das Patientenwohl nicht am Herzen liegt, fordert derartige Einsparungen“, so der Inhaber der Saxonia-Apotheke in Dresden. „Offensichtlich möchten die Kassen gut funktionierende Strukturen zerschlagen.“
Gehe-Geschäftsführer Dr. Peter Schreiner betonte wiederum den wirtschaftlichen Schaden, den die geforderten Einsparungen für den Großhandel bedeuten würden. 30 Millionen Euro würden die Einbußen alleine für Gehe jährlich betragen. „Auf dieser Basis lässt sich ein zuverlässiger vollversorgender Pharmagroßhandel nicht betreiben.“ In diesem Zusammenhang erneuerte Schreiner auch die Forderungen nach einer Erhöhung der Großhandelsvergütung von 70 auf 96 Cent pro Packung.
Ähnlich empört wie Gehe hatte auch der Deutsche Apothekerverband (DAV) reagiert. Verbandschef Fritz Becker warf dem GKV-Spitzenverband vor, die Arzneimittelversorgung in Deutschland insgesamt in Frage zu stellen. Seine Haltung zeige einmal mehr, dass den Krankenkassen trotz blendender Finanzlage jedes Mittel recht sei, um Ausgaben zu senken – auf Kosten ihrer Versicherten. Die Apotheker hätten die Kassen im Verdacht, die flächendeckende Arzneimittelversorgung langfristig durch eine „Medikamentenversorgung light“ aus Hilfs- und Notmaßnahmen ersetzen zu wollen.
Der Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbandes hatte das Papier auf seiner Sitzung in der vergangenen Woche einstimmig durchgewinkt. Darin fordert der Verband eine Kürzung des Apothekenhonorars um eine Milliarde Euro und wiederholt seine Forderung nach Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbots sowie seine Ablehnung eines Rx-Versandverbots. Auch der Großhandel bekam in dem Papier eine Breitseite: Mehr als 200 Millionen Euro könnten demnach durch eine Anpassung der Zuschläge des Großhandels eingespart werden.
Als Vorlage für das Positionspapier habe das vom Bundeswirtschaftsministerium beauftragte 2hm-Honorargutachten gedient. Dessen Erkenntnisse seien für die Kassen „spannend“ gewesen, sagte der stellvertretende Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg. Das Gutachten habe die bisherigen Vermutungen bestätigt, dass die „althergebrachten Apothekenstrukturen“ unverändert dominieren und der Entwicklungsstillstand damit die Chancen von innovativen und flexibleren Ansätzen in der Versorgung weitgehend ungenutzt lasse.
APOTHEKE ADHOC Debatte