Diskussion um Spahn-Vorschlag

Gesund leben-Apotheker wollen impfen

, Uhr
Berlin -

Auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Aussicht gestellt, Apothekern künftig das Impfen zu erlauben. Dagegen haben die Hausärzte prompt protestiert. Die ABDA hat sich nicht nicht dazu geäußert. Der Apotheken-Beirat der Gehe-Kooperation unterstützt diese Forderung. Der Gesund leben-Beiratsvorsitzende und Inhaber der SaXonia Apotheke in Dresden, Christian Flössner, sagte: „Gerade jetzt zur Grippezeit könne die Kompetenz der Apotheker genutzt werden, um die Durchimpfungsrate zu erhöhen.”

Der von Teilen der Ärzteschaft vorgebrachten Kritik, dass Impfungen nur durch Ärzte durchgeführt werden können und eine Ausführung dieser Leistung durch Nicht-Ärzte eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung zur Folge hätte, wies Flössner zurück: „In vielen Ländern dieser Welt wird seit Jahren in Apotheken geimpft, ohne dass dadurch die medizinische Versorgung der Patienten schlechter geworden ist. Vielmehr wird der Zugang für Patienten zu Impfungen verbessert“, betont der Apotheker. „Gerade das zusätzliche Angebot, sich in der Vor-Ort-Apotheke impfen lassen zu können, wird sich positiv auf die Durchimpfung der Bevölkerung auswirken. Apotheker sollten Mut und pharmazeutisches Selbstvertrauen haben”, so Flössner.

Impfen in der Apotheke ist derzeit laut einer Mitteilung von Gesund leben in Australien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Irland, Kanada, Neuseeland, Portugal und der Schweiz üblich. Auch das oft in diesen Zusammenhang vorgetragene Argument, das könne die Forderung der Ärzte nach einem Dispensierrecht auf den Plan rufen, will Flössner nicht gelten lassen: „Das Vier-Augen-Prinzip von Arzt und Apotheker bei der Arzneimittelverordnung und -abgabe hat sich in den letzten Jahrhunderten bewährt und steht nicht zur Disposition“, so Flössner weiter.

Die Hausärzte hatten Spahn Vorschlag umgehend zurückgewiesen: „Impfen ist kein Geschäft. Impfen ist eine präventive Maßnahme zur Gesunderhaltung der Bevölkerung beziehungsweise zur Verbesserung der Volksgesundheit“, sagte der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer Erik Bodendieck nach einem Bericht des Ärzteblatts. Ihm zufolge stellt Impfen die Ausübung der Heilkunde dar und steht somit als Gesamtprozess „Indikationsstellung, Aufklärung, Durchführung und Nachsorge“ in ärztlicher Verantwortung. Die Übergabe dieser Leistung an Nichtärzte bedeute eine eindeutige Verschlechterung der bisher geübten Versorgungspraxis für die Patienten.

„Die Apotheker können beim Impfmanagement wichtige Aufgaben übernehmen, beispielsweise indem sie die Patienten auf bestehende Impflücken hinweisen“, sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt. Die Impfung selbst müsse jedoch ohne Wenn und Aber bei einem Arzt durchgeführt werden. Impfungen seien sehr sichere und wirkungsvolle Maßnahmen gegen eine Reihe schwerer Erkrankungen. In einzelnen Fällen könne es dabei aber, beispielsweise aufgrund bestimmter Allergien, zu Komplikationen kommen. Hier müsse ein Arzt unverzüglich eingreifen können.

Wie Gesund leben steht auch der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) dem Impfen offen gegenüber. „Die Tür für mehr Honorar und Ansehen durch Apotheken- Dienstleistungen ist geöffnet“, so der Vorsitzende Dr. Stefan Hartmann. Die auf dem Deutschen Apothekertag aufgeworfene Frage des Gesundheitsministers, was alles dazu dienen könne, die flächendeckende Arzneimittelversorgung zu sichern, ist aus Sicht des BVDAK ein begrüßenswerter Ansatz, um über den Tellerrand des diskutierten Rx-Versandverbots hinauszudenken.

„Wir vom BVDAK werden das Angebot des Ministers, eigene Vorstellungen zu formulieren und konkret mit Fakten zu unterlegen, sehr zeitnah – in enger Abstimmung mit den Mitgliedern – aufgreifen“, betonte Hartmann. Das gelte möglicherweise für honorarfähige Dienstleistungen der Apotheke wie das Impfen, den Boten- und den Notdienst, Erhöhung der Rezepturvergütung, Präventions- und Pflegemittel zum Verbrauch, aber auch für Folgerezepte oder den OTC-Akutswitch, wie ihn der BAH vorgeschlagen habe. „Die Apotheker wollen mehr Verantwortung übernehmen und können mehr als sie derzeit dürfen“, so Hartmann. Auch die Gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karin Maag, befürwortet das Impfen durch Apotheker: Sie sei beim Thema Grippeimpfung auf die Apotheker zugegangen, so Maag bei einer BAH-Diskussion: „Ich hätte nichts dagegen.“ Aber die ABDA habe ihr „sehr deutlich“ gesagt, das das nicht gewollt sei.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Mehr zum Thema
Gedämpfte Erwartungen
„ePA startet als Rumpf-Akte“
ApoRG in nächster Legislatur
Köpping setzt auf Nachwuchsförderung

APOTHEKE ADHOC Debatte