Geschlossen: Apotheken verbünden sich Laura Schulz, 14.11.2023 15:31 Uhr
In Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland bleiben viele der Apotheken morgen geschlossen. Im Saarland wird sogar komplett dicht gemacht, wie der dortige Verband mitteilt. Auch im Süden von Nordrhein-Westfalen werden die Kund:innen länger nach einer offenen Apotheke suchen müssen: Inhaber:innen aus dem Rhein-Sieg-Kreis und Euskirchen haben sich zusammengetan. Die Apotheken bleiben zu, fast alle fahren zum Protest nach Dortmund. Gemeinsam wollen sie auch die Öffentlichkeit informieren.
„Bei uns machen alle im Kreis mit“, berichtet Apotheker Dr. Thomas Göbel, Kreisvertrauensapotheker und Initiator der Aktion. Alle hätten dann in der Kürze der Zeit nicht mehr auf die zwei Plakate gepasst, deutlich wird die Botschaft an die Kund:innen aber trotzdem: Die Apotheken schließen aus Protest und betroffen ist nicht nur die eine Stammapotheke, sondern ganz viele. So wollen die Inhaberinnen und Inhaber der Apotheken im Gebiet, zeigen, dass die Problematik alle betrifft. „Wenn ich als Kunde sehe, dass alle Apotheken mitmachen, hat das auch einen ganz anderen Effekt.“
Für das gemeinsame Plakat hat er sofortige Unterstützung gefunden. „Alle Kollegen waren sofort bereit, mitzumachen.“ Der Rückhalt in der Apothekerschaft und die Protestbereitschaft ist derzeit so hoch wie noch nie, sagt Göbel. Morgen sind die Apotheken also alle geschlossen. „Die Stadt Euskirchen hat morgen keine Notdienstapotheke. Da müssen die Kunden schon weiter fahren.“
Er hofft auf große Aufmerksamkeit in der breiten Bevölkerung, auch die Regionalpresse hat er informiert. „Das könnte eskalieren morgen“ – natürlich nicht im Sinne von Gewalt, aber mit einer großen Masse an Apothekenteams, die gemeinsam auf die Missstände hinweisen. Für „Streikbrecher“ hat Göbel kein Verständnis, einzelne dürften sich hier nicht heraushalten. „Wir kämpfen um unsere Existenz“, man müsse jetzt zusammenhalten und auch aggressiver der Politik gegenüber auftreten.
„Wir haben 3,5 Millionen Kundenkontakte am Tag, da müssen wir gemeinsam gegen Lauterbach agieren“, so Göbel. Warum solle man diese Grundlage nicht nutzen, um der breiten Masse zu verdeutlichen, was Lauterbachs Pläne für die gesamtdeutsche Arzneimittelversorgung bedeuten. Er könne sich sehr gut vorstellen, gemeinsam Werbematerialien zu erstellen, zum Beispiel Taschentücherpackungen mit einer Kampagne gegen Lauterbach. Zu verlieren hätten die Apothekerschaft doch ohnehin nichts mehr, schlimmer gehe es nicht.
Die acht Prozent für die SPD bei der Bayernwahl seien aus seiner Sicht „ein schöner Anfang“ gewesen. „Lauterbach muss für die SPD zu teuer werden“, so der Inhaber. Appeasement habe noch nie funktioniert, das „Weichgespülte“ der Kammern und Verbände ebenfalls nicht. Lauterbachs Vorschläge seien deutlich gegen die Apothekerschaft gerichtet, er würde eine Diffamierungskampagne fahren, sagt Göbel im Vorfeld zum Protest in Dortmund.