Treffen mit Inhaber:innen

Gerlach: Veto gegen Video-Apotheken

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Berlin -

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) hat vor einer Gefährdung der wohnortnahen Versorgung gewarnt. „Die aktuellen Vorstellungen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für eine Apothekenreform sind in keiner Weise geeignet, die Apothekenversorgung in Deutschland zu stärken“, kritisierte sie. Bei einem Treffen mit einer Gruppe von Apothekerinnen und Apothekern fragte sie nach Lösungsvorschlägen.  

Die Ministerin traf sich am Freitag mit einer Gruppe von unterfränkischen Apothekerinnen und Apothekern.Foto: APOTHEKE ADHOC

Gerlach besuchte in Kleinostheim die Laurentius-Apotheke von Thomas Bsonek. Etwa eine halbe Stunde ließ sie sich Defektlisten zeigen und fragte nach den Problemen im Betrieb. Der Inhaber informierte sie über Rabattverträge und das E-Rezept. Im Anschluss traf sich die Ministerin mit einer Gruppe von Apothekerinnen und Apothekern, um über ihre Sorgen und Nöte sowie Lösungsansätze zu sprechen.

Dr. Christian Machon, der eine Easy-Apotheke in Bad Neustadt/Saale betreibt und Vorstandsmitglied der Bayerischen Apothekerkammer (BLAK) ist, warnte vor den Folgen der geplanten Apothekenreform von Lauterbach. „Die Eckpunkte sind für die Apotheke eine Katastrophe. Es ist völlig undurchdacht. Ich habe das erste Mal in meinem Leben tiefe Existenzängste.“

Was sind die Vorschläge der Apotheker?

Gerlach nahm die Kritik an und fragte nach Alternativen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass zunächst die Honorierung verbessert werden müsste. „Bevor wir kreative Ideen liefern, brauchen wir einen finanziellen Grundstock“, sagte eine Apothekerin. Berichtet wurde über die Personalproblematik und dass die Idee von Lauterbach, eine PTA in einer Light-Apotheke abzustellen, praxisfern sei. Zum einen gebe es nicht genug PTA, zum anderen wolle keine diesen Job machen. Light-Apotheken lösten auch keine Versorgungsprobleme.

Ein Apotheker schlug vor, die Rezeptur besser zu entlohnen. Außerdem wurde die Ungleichbehandlung von inländischen Apotheken und ausländischen Versendern wie DocMorris kritisiert. Gerlach nahm dies interessiert zur Kenntnis. „Wir brauchen bundesweit dringend eine angemessene Anpassung der Vergütung. Das ist der Schlüssel, um den drohenden weiteren Apothekenschließungen entgegenzutreten. Der Bundesgesundheitsminister plant, vorhandene Mittel lediglich umzuverteilen – das wird aber nicht ausreichen“, sagte sie.

Vor der Diskussionsrunde ließ sie sich von Thomas Bsonek kurz die aktuellen Probleme in seiner Laurentius-Apotheke zeigen.Foto: APOTHEKE ADHOC

Gerlach gegen „Light-Apotheken“

Außerdem betonte sie, dass sie gegen das Konzept der „Light-Apotheken“ sei. Sie seien „eine Gefahr für die Versorgung“. Die Qualität der Beratung und die Arzneimittelsicherheit können Video-Apotheken nicht zufriedenstellend gewährleisten, so Gerlach. „Technische Veränderungen und Digitalisierung sollen unser Leben einfacher und besser machen – und nicht zu weniger Qualität bei der Arzneimittelversorgung führen oder Unsicherheiten hervorrufen.“

Die Ministerin betonte, dass sie verstehe, dass den Apotheken das „betriebswirtschaftliche Fundament“ fehle. Bayern werde sich „intensiv im Bundesrat einbringen.“ Der Freistaat setze sich mit Nachdruck bei der Bundesregierung dafür ein, dass die Erhöhung des Kassenrabatts schnell wieder gestrichen werde. „Außerdem müssen die Festzuschläge erhöht werden, damit Leistungen der inhabergeführten öffentlichen Apotheken angemessen und gerecht honoriert werden. Es liegt schon seit Juli 2023 ein entsprechender Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz vor, die Vergütungssituation der Apotheken nachhaltig zu verbessern.“

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