Um die Produktion von Arzneimitteln wieder verstärkt nach Europa zu holen, wirbt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für den Pharmastandort Deutschland. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) schließt sich der Forderung nach weniger globalem Outsourcing an und besuchte gestern den Generikahersteller Sandoz im oberbayerischen Holzkirchen. Es gehe vorwärts, aber nicht genug: „Die Bundesregierung geht viel zu zögerlich und völlig inkonsequent gegen Arzneimittelengpässe vor.“
Bei ihrem Besuch bei Sandoz sprach Gerlach mit Unternehmensvertretern über die aktuelle Versorgungssituation, die Stärkung der Arzneimittelproduktion in Deutschland und Europa sowie über Herausforderungen im Generika- und Biosimilarbereich. „Wir brauchen neue Rahmenbedingungen, die neben der Forschung auch die Grundversorgung aller Patienten gewährleisten sowie die bestehende Produktion in Deutschland und deren Ausbau sichern. Ich freue mich sehr, dass wir hierzu heute in einen konstruktiven Austausch treten konnten“, so Thomas Weigold, Country President von Sandoz Deutschland.
In diesem Zusammenhang hat Gerlach die Bundesregierung aufgefordert, aktiv zu werden: „Arzneimittel müssen verlässlich für die Menschen im ganzen Land verfügbar sein. Deshalb ist es wichtig, dass die Bundesregierung endlich wirksame Schritte gegen die Lieferengpässe ergreift.“ Immerhin sei dieser zuständig. „Doch die Bundesregierung geht viel zu zögerlich und völlig inkonsequent gegen Arzneimittelengpässe vor. Deshalb fordert Bayern in einer gemeinsamen Bundesratsinitiative mit Baden-Württemberg ein konsequenteres Vorgehen“, unterstrich die Ministerin.
Mit der Initiative sollen unter anderem erleichterte Importregelungen und die Entwicklung einer nationalen Bevorratungsstrategie erreicht sowie mehr Anreize für Hersteller durch eine entsprechende Anpassung der Rabattvertragsregelungen geschaffen werden. „Die Produktion von Arzneimitteln in Deutschland muss sich wieder lohnen! Ziel ist es, dass wir uns künftig wieder verstärkt selbst mit Arzneimitteln versorgen und damit Abhängigkeiten reduzieren können.“ Die Rahmenbedingungen in der EU und in Deutschland machten den Standort jedoch unattraktiver für Produktion, Forschung und Entwicklung.
In Bayern sei das anders: Die Arzneimittelversorgung habe höchste Priorität. „Deshalb hat der Freistaat bereits seit Langem im Rahmen seiner Zuständigkeit pragmatische Maßnahmen getroffen, um die dringendsten Fälle von Versorgungsengpässen unbürokratisch zu lösen.“ Dazu zähle der Erlass wichtiger Allgemeinverfügungen, die den Import von Engpass-Arzneimitteln ermöglichen. Im vergangenen Jahr habe dies bereits beim Import von Antibiotikasäften für Kinder gegriffen.
Auch die im November 2022 eingerichtete Task-Force Arzneimittelversorgung führte Gerlach als Maßnahme des Bundeslandes an. „Mit den Teilnehmern haben wir notwendige Verbesserungen der Rahmenbedingungen der Arzneimittelversorgung identifiziert und bereits Maßnahmen beschlossen, soweit dafür in Bayern eine Zuständigkeit besteht.“
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