Die Gesundheitskompetenz hat sich in den vergangenen Jahren verschlechtert. Darauf weist der Wort & Bild Verlag (WuB) hin. Etwa jeder Dritte habe Probleme, mit Gesundheitsinformationen umzugehen, sagte Professor Dr. Kai Kolpatzik, Chief Scientific Officer (CSO). Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) fügte hinzu, dass auch Apotheken bei diesem Thema „eine wichtige Rolle“ spielten: Sie könnten in der Beratung mithelfen, dass die Menschen gar nicht erst krank würden.
Die Gesundheitskompetenz verschlechterte sich im vergangenen Jahr um 20 Prozentpunkte im Vergleich zu 2014. Das geht aus einer Studie der Technischen Universität München, des WHO Collaborating Centre for Health Literacy und des Verlags hervor. Kolpatzik erklärte, dass unter Gesundheitskompetenz das Finden, Verstehen, Bewerten und Anwenden von Gesundheitsinformation verstanden wird, um Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirkten.
Gerade in Zeiten von Fake-News, die salonfähig geworden seien, könne man nicht erwarten, dass sich die Menschen zurechtfänden. Deshalb gebe es zehn konkrete Forderungen an die Politik, die von 34 Organisationen unterstützt würden. Bereits bei Kindern müsse etwa begonnen werden, die Medienkompetenz zu stärken. Außerdem müssten die Werbung für ungesunde Lebensmittel eingeschränkt und die Gesundheitsberufe gestärkt werden.
Nötig seien etwa Lotsen. Dabei würden die Vor-Ort-Apotheken aktiv genannt, dass dort die Präventionsleistung ausgebaut werden solle. Das sei ein wichtiger Ansatz, so Kolpatzik. „Aber es muss darüber hinaus gehen wie etwa in die Pflegeheime.“
Gerlach sagte, die Stärkung der Gesundheitskompetenz sei ein großes Anliegen. Die Studie sei ein „Warnruf“. Das Thema müsse dringend auf allen Ebenen angegangen werden. Wichtig sei, dass die Bundesländer noch stärker beteiligt werden von der Regierung. „Wir brauchen eine notwendige Vernetzung vor Ort.“ Dabei spielten auch die Apotheken eine wichtige Rolle, nicht nur „um zu heilen, sondern auch um nicht krank zu werden“.
Die Standesvertretungen der Apotheken seien beim Masterplan Prävention des bayerischen Gesundheitsministeriums beteiligt, so Gerlach. Insgesamt machten 151 Partner mit. „Formate, die direkt vor Ort ansetzen, erweisen sich als besonders wirksam“, so Gerlach. Darum solle es auch im Masterplan gehen, um konkrete Maßnahmen auszuarbeiten.
Am einfachsten fällt es Menschen der Studie zufolge, Informationen über ungesunde Lebensweisen (75 Prozent) zu beurteilen, den Empfehlungen von Ärzt:innen und Apotheker:innen (80 Prozent) zu folgen und Informationen über gesunde Lebensweisen zu finden (81 Prozent).
Die größten Schwierigkeiten gebe es etwa beim Finden von Informationen zum Umgang mit psychischen Problemen (55 Prozent). Auch das Anwenden von Informationen aus den Medien, um sich vor Krankheiten zu schützen, sei schwierig, gaben 44 Prozent an. An der repräsentativen Online-Befragung nahmen 2000 Erwachsene von Juli bis August 2024 teil.
Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze, forderte in diesem Zusammenhang eine verständliche Kommunikation und besseren Zugang zu Gesundheitswissen. „Die Studie bestätigt, was viele Patientinnen und Patienten täglich erleben: Sie fühlen sich im Gesundheitssystem zunehmend verloren.“ Verständliche Kommunikation müsse zum Standard werden – von der Arztpraxis bis zur digitalen Gesundheitsanwendung.
Schwartze betonte, dass eine höhere Gesundheitskompetenz nicht nur die individuelle Versorgung verbessere, sondern auch die Eigenverantwortung stärke und das Gesundheitssystem entlastee. Es brauche klare, verständliche Sprache, transparente Informationen und die systematische Einbindung von Patientinnen und Patienten bei der Entwicklung von Informationen und Anwendungen. Gesundheitskompetenz sei ein Schlüssel zur gerechten Versorgung. Ärztinnen, Ärzte und andere Gesundheitsberufe müssten besser darin geschult werden, verständlich zu kommunizieren.