Wenn sich die Geschäftsführer der Verbände treffen, wie zur Stunde in
Berlin, dann geht es weniger um den großen Auftritt, wie ihn bisweilen
die Ehrenamtlichen hinlegen. Stattdessen werden die vielen kleinen Bau-
und Stolperstellen abgearbeitet – Applaus (oder Prügel) bekommen die
Anderen. Kein Vorsitzender käme ohne seinen Geschäftsführer aus, der die
Paragraphen der Lieferverträge genauso gut kennt wie die einzelnen
Mitglieder. In mehreren Geschäftsstellen findet derzeit ein
Generationswechsel statt.
Mit Friedrich-Wilhelm Wagner wurde gestern das dritte sogenannte Urgestein der Verbandsszene innerhalb eines Jahres in den Ruhestand verabschiedet. Seine Nachfolge tritt ab Januar Dr. Susanne Damer an, die vor ihrer Tätigkeit als Filialleiterin der Apotheke im Hauptbahnhof schon mehrere Jahre in der Geschäftsstelle gearbeitet hatte.
Zuvor hatten in Mecklenburg-Vorpommern Heinz Weiß und in Sachsen Dr. Ulrich Bethge die Verbandsgeschäftsführung an Carsten Pelzer beziehungsweise Kathrin Böhme abgegeben.
Wie seine beiden Kollegen kümmerte sich Wagner über mehrere Jahrzehnte hinweg um die Interessen der Apotheker. Ab 1983 führte der Apotheker zunächst nicht nur den Verband, sondern auch die Geschäftsstelle der Kammer – eine solche Konstellation gibt es heute nur noch im Saarland.
Nach der Wende half Wagner den Kollegen im Osten der heutigen Hauptstadt, später bestimmten die zunehmend härter geführten Verhandlungen mit den Krankenkassen das Tagesgeschäft. Wobei die Gespräche in der Regel nachts geführt wurden.
Obwohl Wagner bei seinen Kollegen als besonders nüchtern und sachlich gilt, gab es auch in seiner Karriere außergewöhnlich aufregende Momente: Einmal führte Wagner den Berufsstand in einen Kurzstreik gegen die AOK – mit Erfolg.
Später durchsuchten Ermittler des Bundeskartellamts das Apothekerhaus in der Cramerstraße wegen angeblichen Boykottaufrufs gegen Gehe – ohne Erfolg. Und zuletzt klagte Novartis gegen die Impfstoffvereinbarung der Berliner Apotheker – um sich nach verlorenem Prozess als Partner anzubieten.
Andere Verbände haben den Generationswechsel schon hinter sich. Wagners langjährigen Weggefährten und Freund vom Apothekerverband Westfalen-Lippe, Dr. Rötger Freiherr von Dellingshausen, hatte Anfang 2010 Dr. Sebastian Schwintek abgelöst. Dellingshausen vertritt heute in Berlin als VZA-Geschäftsführer die Interessen der Zytoapotheker.
Beim Apothekerverband Nordrhein sind seit dem Ausscheiden von Dr. Uwe Hüsgen im März 2008 vier Geschäftsführer um Christoph Schmölzing für das Tagesgeschäft zuständig. Mitte 2011 schied Peter Brinkmann in Hamburg aus; Verbandschef Dr. Jörn Graue suchte damals keinen Nachfolger, sondern übergab die Aufgaben an den Geschäftsführer aus Schleswig-Holstein, Dr. Thomas Friedrich.
Ebenfalls schon seit mehr als 30 Jahren dabei sind Jürgen Schneider aus Hessen und Dr. Stefan Weber aus Bayern. Ans Aufhören denken beide aber noch lange nicht.
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