Verbände von Apothekern, Großhändlern, Pharmaherstellern und Krankenkassen haben zum Pharmapaket der EU-Kommission Stellung genommen. Während die angestrebte Regelung zur Kennzeichnung der Arzneimittelpackungen überwiegend Zustimmung fand, bestehen nach wie vor Bedenken gegen die Patienteninformation durch Pharmahersteller.
So zeigte sich der europäische Apothekerverband ZAEU zwar erleichtert, dass die EU-Kommission in puncto Patienteninformation von ihren „extremeren Ideen“ aus dem ersten Entwurf Abstand genommen habe. Eine Kontrolle der öffentlich verfügbaren Informationen müsse im Sinne der Verbrauchersicherheit aber auch künftig gewährleistet sein, forderte ZAEU. Die Vorstöße der Kommission gegen Arzneimittelfälschungen und für eine Verbesserung der Pharmakovigilanz fanden die Unterstützung der Apotheker.
Der Verband der europäischen Pharmagroßhändler GIRP sieht im Pharmapaket einen wichtigen Vorstoß um zu verhindern, dass gefälschte Arzneimittel in die legalen Vertriebswege gelangen. Allerdings unternehme die Kommission nichts, um die Lizenzvergabe zu harmonisieren - trotz des weit verbreiteten Problems in Bezug auf die Anzahl der zugelassenen Großhändler: In einigen EU-Staaten seien es mehr als 1000. GIRP hätte sich einen automatischen Wegfall ungenutzter Lizenzen gewünscht.
Der europäische Verband der forschenden Arzneimittelhersteller EFPIA begrüßte, dass die Kommission die Bedeutung des Pharmasektors für Europa erkannt habe und gleichzeitig den Fokus auf die Patientensicherheit lege. Allerdings hätten die Hersteller ein vollständiges Umverpackungsverbot bevorzugt - wie es EU-Industriekommissar Günter Vorheugen ursprünglich angekündigt hatte. Dies wäre der beste Weg, die Patienten vor gefälschten Arzneimitteln zu schützen, meint EFPIA. Da es jedoch auch der beste Weg gewesen wäre, Pharmahersteller vor der Konkurrenz durch Parallelimporteure zu schützen, war Verheugen mit seinem ersten Anlauf des Pharmapakets am Widerstand anderer Kommissare gescheitert.
Der Verband der Parallelhändler EAEPC forderte die EU auf, künftig stärker gegen den Handel mit gefälschten Medikamenten im Internet vorzugehen und die Grenzen der EU schärfer zu kontrollieren.
Für den europäischen Verband der Generikahersteller EGA ist ebenfalls das Internet das Haupteinfallstor für Arzneimittelfälschungen. Darauf sollten sich aus Sicht der Hersteller auch die Lösungsvorschläge konzentrieren. Für EGA ist vor allem der Richtlinienentwurf zur Pharmakovigilanz von Bedeutung: Die Zusammenfassung der Hauptmerkmale des Medikamentes im Beipackzettel könne sich negativ auf die Compliance der Patienten auswirken, fürchtet EGA. Den Gesetzesentwurf zur Patienteninformation bezeichnete der Verband als konstruktiven Schritt, warnte aber vor einem möglichen Missbrauch zu Marketingzwecken.
Gestern hatten bereits die Spitzenverbände der Krankenkasse und die ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände vor einer Lockerung des Werbeverbotes für verschreibungspflichtige Arzneimittel gewarnt.
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