Um die ärztliche Versorgung auf dem Land zu sichern, hat die Bundesregierung mit dem Versorgungsstrukturgesetz (VStG) einige drastische Maßnahmen ergriffen. So dürfen seit Anfang des Jahres auch Kommunen eigene Arztpraxen errichten. Im niedersächsischen Sögel ist es nun so weit: Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) plant die Gemeindeverwaltung im Ortszentrum eine Immobilie, in der eine Arztpraxis eröffnen soll. Auch eine Apotheke soll in dem Haus Platz finden.
Die „Samtgemeinde Sögel“ liegt im Emsland, nahe der niederländischen Grenze. Die etwa 15.000 Einwohnern benötigen dringend Hausärzte: Die Hälfte der derzeit 12 Mediziner wird bald in den Ruhestand gehen. „Ich bekomme andauernd Anrufe von unseren Ärzten. Ihre Praxen sind völlig überfüllt, sie bitten uns, für Nachwuchs zu sorgen“, sagt Bürgermeister Günter Wigbers.
Für solche Fälle hat die Regierung Kommunen die Möglichkeit gegeben, sogenannte Eigeneinrichtungen zu gründen. KVen dürfen schon länger selbst Praxen gründen, allerdings gibt es nur vereinzelte Projekte.
Der Bau der Immobilie wird von der Stadtverwaltung geplant: Bis zu drei Ärzte und eine Apotheke sollen dort unterkommen. Die Einrichtung der Praxen übernimmt die KV: Diese sucht auch schon nach Ärzten, die nach Sögel kommen wollen.
Um die Mediziner aufs Land zu locken, bieten Kommune und KV den Ärzten ein Angestelltenverhältnis an. Investitionskosten entfallen daher. Der Mediziner kann die Praxis zu einem späteren Zeitpunkt aber übernehmen.
Für die Rekrutierung ist übrigens die Firma Patiodoc zuständig. Das Unternehmen war unter dem Namen Patiomed gegründet worden – von rund 40 KBV- und KV-Vorständen und der Apobank.
Sobald Patiodoc einen geeigneten Landarzt für Sögel gefunden hat, soll es eine Provision geben. Ziel der KV und der Kommune ist es, dass die Praxis schon im nächsten Jahr eröffnet. Auch Apotheker können sich bei Patiodoc bewerben.
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