Bisher waren Konnektoren für Apotheken genau genommen nur eine teure Spielerei: Für die wesentlichen Anwendungen in der Telematikinfrastruktur (TI) waren nämlich noch keiner der weißen Kästen zugelassen. Das hat sich heute geändert. Die Gematik hat das erste Update zum E-Health-Konnektor bundesweit zugelassen. Damit ermöglicht die Kocobox Med+ der Compugroup Medical ab sofort die Verwaltung elektronischer Medikationspläne (eMP) auch durch Apotheker.
Nach den Problemen der zurückliegenden zwei Monate konnte die Gematik gute Nachrichten gebrauchen. Entsprechend erfrischt klingt ihr Geschäftsführer Dr. Markus Leyck-Dieken. „Wir haben allen Grund zu feiern. Die Zulassung des E-Health-Konnektors ist ein großer Erfolg – für alle Beteiligten: Bald werden medizinische Anwendungen der Telematikinfrastruktur aus dem Versorgungsalltag nicht mehr wegzudenken sein“, erklärt er. „Damit sind wir unserem Ziel, durch digitale Lösungen die Patientenversorgung zu verbessern, ein enormes Stück nähergekommen.“
Denn durch das nun zugelassene Update wird der normale Konnektor zum E-Health-Konnektor. Das heißt: bisher konnte er nur das Versichertenstammdatenmanagement (VSDM) durchführen, für weitere Anwendungen in der TI wie eMP und Notfalldatenmanagement (NFDM) ist ein Update notwendig, das allerdings gesondert zugelassen werden musste. Dazu gehörte der Nachweis einer Sicherheitszertifizierung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik. Dem E-Health-fähigen Konnektor selbst hatte die Gematik bereits im November grünes Licht gegeben.
„Einrichtungen, in denen die KoCoBox MED+ bereits heute im Einsatz ist, werden ihren Patienten ab sofort die neuen medizinischen Anwendungen NFDM und eMP anbieten können“, sagt Dr. Eckart Pech, Geschäftsführender Direktor für den Bereich Consumer and Health Management Information Systems bei CGM. „Ärzte, Zahnärzte, Kliniken und Apotheken werden die ersten Anwender sein, die die neuen medizinischen Mehrwertdienste in der TI nutzen und die dafür vorgesehenen Fördersummen und Zusatzhonorare in Anspruch nehmen können.“
Das nötige Update soll nun bundesweit ausgerollt werden. Änderungen an der Hardware seien dazu nicht nötig. Mit dem Upgrade zum E-Health-Konnektor erhalten CGM-Kunden zusätzlich auch Zugriff auf den Basisdienst Qualifizierte Elektronische Signatur (QES), der eine rechtssichere Signatur von Dokumenten ermöglicht und für die Ende Juni zugelassene Anwendung KIM (Kommunikation im Medizinwesen) notwendig ist. KIM soll das Fax ersetzen: Sämtliche Kommunikation zwischen den Leistungserbringern soll künftig über den Fachdienst laufen.
Sowohl KIM als auch eMP und NFDM wurden in den zurückliegenden Monaten in einem Feldtest in der Region Westfalen-Lippe erprobt, denn Voraussetzung für die Zulassung waren 15.000 erfolgreiche Tests der Anwendung. Darüber hinaus habe sich der CGM-Konnektor „auch im Regelbetrieb beim Versichertenstammdatenmanagement (VSDM) als hochresilient herausgestellt“, rühmt sich CGM und spielt dabei wohl darauf an, dass die CGM-Box während des massiven Konnektorenausfalls in 80.000 der 130.000 ausgestatteten Arztpraxen nicht betroffen war. Einer Analyse des IT-Fachmagazins Heise zufolge könnte diese Resilienz aber auf Kosten der Sicherheit erkauft worden sein. Heise berichtet, dass der beinahe zweimonatige Konnektorenausfall auf einen Fehler bei einem sogenannten DNSSEC-Root-Trust-Anchor zurückzuführen gewesen sei, der zur manipulationssicheren Namensauflösung der IP-Adressen innerhalb der TI dient. Anders als bei den betroffenen Anbietern T-Systems, Rise und Secunet sei diese Absicherung aber bei CGM nur optional und bei 99 Prozent der Geräte nicht aktiviert. „So konfiguriert sind sie aber anfällig für Angriffsszenarien im Bereich des Routing und genügen kaum den ‚höchsten Sicherheitsstandards‘, die für die TI gelten sollen“, resümiert das Fachblatt kritisch.
Die anderen Konnektorenanbieter dürften mit ihren E-Health-Upgrades bald folgen. Die anderen Anbieter befinden sich laut Gematik „auf der Zielgeraden für den Feldtest und den anschließenden bundesweiten Rollout ihres Upgrades“.
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