Kommentar

Geiz ist GKV

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Berlin -

Sparen, sparen, sparen – im politischen Diskurs summen die Krankenkassen praktisch zu jeder Frage ihr Mantra. Ob Erstattungspreise, Arzthonorare, Kassenabschläge oder Rabattverträge – die Kassen haben einen Igel in der Tasche und mit dem Zauberwort „Versichertenbeiträge“ auch das sozialpolitische Totschlagargument. Umso schöner, wenn sich der GKV-Spitzenverband jetzt dagegen wehrt, die „Pille danach“ aus der Verschreibungspflicht – und damit aus der Erstattungsfähigkeit – zu entlassen. Ist das die Wende?

Nein, von einem generellen Sinneswandel vom Euro zum Patienten ist nicht viel zu spüren: Quasi zeitgleich feiert eine Kasse ihren juristischen Erfolg, dass Rabattverträge über Immunsuppressiva erlaubt sind. Selbst wenn sich die austauschbaren Präparate nur in der Einnahmehäufigkeit unterscheiden – sollte man dieses Risiko nicht ausschließen? „Critical Dose Drug“ ist ja keine Erfindung von geldgierigen Originalherstellern.

Und die Pille danach? In seiner Stellungnahme zu den Anträgen von SPD und Linken führt der GKV-Spitzenverband tatsächlich ein pharmazeutisches Argument an. Und dann warnen die Kassen tatsächlich, eine Entlassung aus der Verschreibungspflicht würde dazu führen, dass junge Frauen ihre Notfallkontrazeptiva künftig selbst bezahlen müssten. Diese Sorge ist in der Tat ungewohnt.

Der Antrag der Linken ging aber noch weiter: Die Fraktion würde sich wünschen, dass die PiDaNa auch als OTC-Arzneimittel von den Kassen bezahlt wird – nachträglich. Und da ist dann wirklich Schluss mit lustig: „Eine die Kostenübernahme begründende Unterlage ist die ärztliche Verordnung“, so der GKV-Spitzenverband. Für einen Moment sah es wirklich so aus, als ob die Kassen nicht nur ans Geld denken würden.

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