Apotheker appellieren an Kommunalpolitiker

Gegen Light-Apotheken auf dem Land

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Berlin -

Der Einfluss der Kommunalpolitik auf Entscheidungen der Bundesebene sollte nicht unterschätzt werden. Darauf weisen Apotheker:innen aus Hessen hin. Die Inhaber:innen aus dem Schwalm-Eder-Kreis appellieren vor einer Sitzung des Kreistages, die Apotheke vor Ort in ihrer Form zu erhalten und zu unterstützen – und keine Light-Apotheken zuzulassen.

Im Schwalm-Eder-Kreis liegt die Apothekendichte dem Hessischen Apothekerverband (HAV) zufolge bei 2,6 Betrieben pro 100 km2 – und damit weit unter dem Durchschnitt von 6,29 in dem Bundesland. Deshalb müsse auch die Kommunalpolitik aktiv werden. Die Arzneimittelversorgung der Menschen im ländlichen Raum müsse durch die vollversorgende Apotheke sichergestellt werden.

Timo Henkel, Inhaber der Stern-Apotheke in Homberg, betont: „Nachdem die neue Landesregierung aus CDU und SPD genau das in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben hat, gilt es nun auch auf kommunaler Ebene deutlich zu machen, dass ein weiteres Apothekensterben, der katastrophale Lieferengpass-Notstand bei hunderten Arzneimitteln und eine weitere Ausdünnung der Arzneimittelversorgung auch von den politisch Verantwortlichen vor Ort nicht hingenommen wird.“

Kommunale Versorgungszentren

Die Apotheker fordern ein parteiübergreifendes Bekenntnis zur nachhaltigen Sicherung der wohnortnahen Arzneimittelversorgung auf Landkreisebene. „Erstens haben die Kreispolitiker über ihre Parteigremien großen Einfluss auf Landes- und Bundespolitik. Zudem zeigt der Blick über den Tellerrand, dass andere Kommunen und Landkreise bereits eigenständig medizinische Versorgungszentren errichten, um Hausärzten und öffentlichen Apotheken eine Zukunftsperspektive in schwierigen Zeiten zu bieten“, so Henkel.

Keine Light-Apotheken im ländlichen Raum

Die Forderung der Partei Die Linke, das „Light“-Konzept der Bundesregierung abzulehnen, müsste eigentlich bei jedem Kreistagsabgeordneten Zustimmung finden, da Apotheken ohne Approbierte, ohne die Herstellung von Arzneimitteln und ohne Notdienst die Menschen im ländlichen Raum offiziell zu Patient:innen zweiter Klasse degradiere, heißt es weiter. Zusätzlich sei das Konzept in keinster Weise dazu geeignet, die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. „Hierzu haben wir den Fraktionen des Kreistags eine ausführliche Erläuterung zukommen lassen und informieren auch unsere Kundinnen und Kunden“, sagt Apotheker Nils-Steffen Grönig im Vorfeld der Kreistagssitzung am kommenden Montag.

Mit dem heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Edgar Franke, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, verfüge der Schwalm-Eder-Kreis über den direkten Kontakt. „Wir hoffen, dass die Kreistagsabgeordneten diesen Draht intensiv nutzen und genauso wie bereits 10.000 Bürgerinnen und Bürger unseres Landkreises an Herrn Dr. Franke appellieren, sich endlich für eine qualitativ gleichwertige Arzneimittelversorgung der Menschen im ländlichen Raum durch die vollversorgende Apotheke vor Ort einzusetzen“, so der Inhaber der Edder-Apotheke in Felsberg.

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