Wer Mitglied in einem Landesapothekerverband ist, wird wohl weiterhin einen monatlichen Obolus für die Gedisa bezahlen. Dies wurde gestern bei der Gesellschafterversammlung besprochen. Auf diese Weise wird das Gemeinschaftsunternehmen weiterhin jährlich mit einem Millionenbetrag ausgestattet. Das Retaxportal, mit dem für die weitere Finanzierung geworben wurde, ist aber offenbar noch weit von seiner Fertigstellung entfernt.
50 Euro zahlt jede Apotheke, die Mitglied in einem der an Gedisa beteiligten Verbände ist, derzeit monatlich für die Gedisa. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Sonderumlage; seit der Gründung vor drei Jahren sind damit rund 30 Millionen Euro zusammengekommen, die Apothekerinnen und Apotheker stemmen mussten, auch wenn sie selbst kein Interesse an den Service hatten.
Ursprünglich war verabredet worden, dass die Gedisa nur bis Ende 2024 unterstützt wird und dann auf eigenen Füßen stehen und sich also mit innovativen Produkten am Markt behaupten muss. Doch es hatte sich bereits abgezeichnet, dass die Finanzierung nicht wie geplant auslaufen würde, sondern verlängert werden müsste.
Nun ist klar: Es wird weiterhin eine Finanzierung über die Verbände geben. Je nachdem, welches Paket der jeweilige Verband bucht, werden 19 oder 39 Euro pro Monat für die Mitglieder fällig. Allerdings läuft es wohl auf den höheren Betrag hinaus, bei dem auch neue Funktionen wir der TIM, KIM, eine sichere Datenablage und vor allem die geplante Retaxprüfung enthalten sind.
Letztere sollte laut Gedisa eigentlich in Kürze freigeschaltet werden, doch offenbar ist man davon noch weit entfernt. Angeblich sind alleine hier weitere Investitionen in Höhe von zwei Millionen Euro nötig.
Bei der Gesellschafterversammlung wurde auch darüber diskutiert, ob diese Funktion überhaupt benötigt wird oder ob man nicht bestehende oder aktuelle etwa bei den Kassen entwickelte Lösungen übernehmen könnte. Aber wie bei allen Angeboten der Gedisa zählte am Ende das Argument, dass man am liebsten mit einer eigenen Lösung arbeiten wolle.
Mit 39 Euro monatlich kämen die Apotheken zwar günstiger weg als in den vergangenen Jahren, allerdings würden für die Gedisa immer noch rund acht Millionen Euro pro Jahr eingezahlt – ohne dass klar ist, dass die Investitionen sich irgendwann in Form von nützlichen Anwendungen oder gar einer Ausschüttung amortisieren wird.
Mit einer nüchternen Bilanz über das bisher Erreichte tun sich die Gedisa und die beteiligten Verbände ohnehin schwer. Bei der Gesellschafterversammlung blieb schon unklar, wie häufig die Angebote tatsächlich genutzt werden. Geschäftsführer Sören Friedrich verwies auf den Datenschutz.
In einigen Fällen haben die Vorstände bei der Gesellschafterversammlung bereits zugesagt, dass sie mit 39 Euro dabei sind. Andere Verbände wollen zunächst noch ihre Mitglieder befragen. Ihnen wurde bereits vorab in Aussicht gestellt, dass sie dann für das erste Quartal zunächst selbst einspringen müssten, wenn die Mitglieder ab Januar nicht den Zugang verlieren sollten.
Genauso kommt es jetzt. In Sachsen-Anhalt etwa findet Ende März eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt. Bis dahin, so hat es der erweiterte Vorstand beschlossen, wird der Verband die Kosten übernehmen und den Apotheken den Zugang zum Apothekenportal für das erste Quartal kostenlos zur Verfügung stellen. Finanziert wird das Ganze aus den Rücklagen.
Hier ist sogar eine echte Wahl möglich: Die Mitglieder sollen entscheiden können, ob ab dem zweiten Quartal die wesentlichen Angebote des Apothekenportals teilweise oder vollständig durch eine erneute Sonderumlage zusätzlich zum Verbandsbeitrag finanziert werden oder ob jede einzelne Apotheke individuell entscheiden kann, ob und welche Module sie direkt bei der Gedisa bucht und dann auch bezahlt. „Dabei wird zu beachten sein, dass die individuelle Buchung von Gedisa-Dienstleistungen teurer sein wird als eine Paketlösung über eine Verbands-Sonderumlage.“
Tatsächlich war die Gedisa in der vergangenen Woche bereits mit einem Angebot in den Markt gegangen. 25 statt 19 Euro soll das Basispaket kosten, für das Komplettpaket werden allerdings ebenfalls 39 Euro aufgerufen. Und die Nutzung von CardLink kostet ohnehin extra.