Barmer will neuen HPV-Test APOTHEKE ADHOC/dpa, 19.02.2015 14:45 Uhr
Die Krankenkassen drängen darauf, dass Frauen in Deutschland zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs auch eine neue Form des Tests bezahlt bekommen. Der sogenannte HPV-Test sei besser als bisherige Methoden, an denen die Ärzteschaft festhalten wolle, sagte der Vorsitzende der Barmer GEK, Dr. Christoph Straub. Für die bisherigen Methoden müssten die Frauen alle zwei Jahre in die Arztpraxis kommen, für den moderneren HPV-Test nur alle fünf Jahre.
Jährlich erkranken den Kassenangaben zufolge in Deutschland rund 5000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, etwa 1600 sterben. Viele dieser Fälle könnten vermieden werden, wenn die Früherkennungsuntersuchung angepasst würde.
Straub ist überzeugt von dem neuen Test: „Dieser Test ist sensitiver und erkennt bösartige Zellveränderungen früher als die seit Jahrzehnten von der Kasse bezahlte Abstrichuntersuchung.“ Es gebe genügend Hinweise für seinen Nutzen, so dass man darauf ein neues Programm zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs aufbauen könne.
Voraussetzung dafür sei allerdings eine Bewertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Der muss seine Richtlinie zur Krebsfrüherkennung laut Barmer ohnehin bis April nächsten Jahres anpassen. Allerdings verhinderten unterschiedliche Vorstellungen von Ärzten und Kassen über das künftige Screening bislang eine Änderung. Es stelle sich die Frage, warum Ärzte Frauen so oft in die Praxis einbestellen wollten, obwohl es sinnvollere medizinische Alternativen gebe, so Straub.
Dr. Andreas Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), zeigte sich erstaunt über die Aussagen der Barmer. Die Beratungen im G-BA basierten auf den Ergebnissen der Nutzenbewertung durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) – dessen Abschlussbericht sei aber nicht eindeutig gewesen. „Es gibt Hinweise, aber keine Belege für einen Nutzen“, betonte Gassen. Viele Fragen seien derzeit noch offen und müssten noch beraten werden.
Im Übrigen sei festzustellen, dass das bestehende Früherkennungsprogramm hoch effektiv sei, so Gassen. Derzeit habe das Zervixkarzinom mit rund 4600 Neuerkrankungen pro Jahr nur noch einen Anteil von 2,1 Prozent an allen Krebsneuerkrankungen bei Frauen. Im Jahr 1999 seien laut Robert-Koch-Institut noch 5.230 Frauen am Zervixkarzinom erkrankt. „Dies entspricht einer Reduktion innerhalb dieses Zeitraums um 12 Prozent.“
Das Thema Gebärmutterhalskrebs ist Schwerpunkt des von der Barmer vorgestellten Arztreports 2015. Daneben verzeichnet der Bericht laut Kasse neue Rekorde: Die Zahl der Behandlungsfälle je Person im Jahr 2013 habe sich gegenüber dem Vorjahr um 2,8 Prozent auf 8,4 Prozent erhöht. „Patienten haben also etwas mehr als zwei unterschiedliche Ärzte in einem Quartal aufgesucht“, so Studienautor Dr. Thomas Grobe vom Aqua-Institut Göttingen. Die Behandlungskosten lagen im Jahr 2013 bei 505,24 Euro pro Versichertem und damit um 3,4 Prozent höher als im Jahr zuvor.