Bundespräsident

Gauck wird Wulff-Nachfolger Benjamin Rohrer, 20.02.2012 10:17 Uhr

Berlin - 

Im zweiten Anlauf könnte Joachim Gauck doch noch Bundespräsident werden: Nach schwierigen Verhandlungen haben sich die Fraktionsspitzen der Koalition sowie SPD und Grüne am Sonntagabend auf den 72-jährigen Theologen als Nachfolger für Christian Wulff geeinigt, der am Freitag zurückgetreten war. Voraussichtlich am 18. März soll Gauck von der Bundesversammlung zum nächsten Bundespräsidenten gewählt werden.

Die Gespräche zwischen Union und FDP sollen sich Medienberichten zufolge sehr schwierig gestaltet und fast zu einem Koalitionsbruch geführt haben: Die Liberalen signalisierten nämlich schon früh am gestrigen Nachmittag, dass sie Gauck nominieren wollten. Neben FDP-Chef Dr. Philipp Rösler preschte auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) vor: „Ich fordere die Union auf, über ihren Schatten zu springen.“ Er könne nicht verstehen, dass in dieser besonderen Situation CDU und CSU Gauck, der breiten Rückhalt bei den Bürgern habe, nicht unterstützen könnten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnte den ehemaligen Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde bis zuletzt ab. Aus Unionskreisen hieß es, Gauck sei CDU/CSU „nicht zu vermitteln“. Die Lage spitzte sich weiter zu, weil die FDP zugleich auch die von der Union vorgeschlagenen Kompromisslösungen Wolfgang Huber (ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche) und Ex-Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) ablehnte.

Am Abend stellten Union, SPD, FDP und Grüne Gauck dann doch als gemeinsamen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl vor. Dass Gauck von den etwa 1240 Bundesversammlungsmitgliedern gewählt wird ist damit sehr wahrscheinlich.

Der DDR-Bürgerrechtler hatte als Kandidat von SPD und Grünen 2010 gegen Wulff kandidiert und erst im dritten Wahlgang verloren.