G7-Gipfel

Diabetes: Krankheit der Armen

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Berlin -

Armutsassoziierte, vernachlässigte Krankheiten wie Ebola und der Antibiotikamissbrauch: Das sind die großen Gesundheitsthemen, die Merkel auf dem G7-Gipfel mit den Regierungschefs der führenden Industrienationen diskutieren wird. Die Deutsche Diabetes-Hilfe will auch das Thema Diabetes Typ 2 auf der Agenda sehen. Denn Diabetes sei ebenfalls eine armutsassoziierte Krankheit – in sozial schwachen Regionen gebe es überdurchschnittlich viele Betroffene, so die Organisation.

Die International Diabetes Federation (IDF) hat errechnet, dass 68 Prozent der weltweit aus Diabeteserkrankungen entstehenden Kosten in den G7-Staaten anfallen. Das entspreche mehr als 370 Milliarden Euro. In Deutschland sind nach Angaben der IDF etwa sechs Millionen Deutsche von der Krankheit betroffen, die schwere Folgeerkrankungen wie Erblindung und Nierenversagen nach sich ziehen kann.

In Deutschland gelten derzeit 12,5 Millionen Menschen als arm; das betrifft auch 2,5 Millionen Kinder. Diese Bevölkerungsgruppe sei besonders gefährdet, an Diabetes zu erkranken, so der Vorsitzende der Diabetes-Hilfe und Kinderarzt, Professor Dr. Thomas Danne. Er fordert statt einer Verhaltens- eine Verhältnisprävention. Nicht Verbote und Beratungen seien die beste Maßnahme gegen die Krankheit. Stattdessen solle die Umgebung der Risikogruppe verändert werden, um gesundes Verhalten einfacher zu machen.

Dazu gehöre es, dass ungesündere Lebensmittel teurer werden, fährt Danne fort. Er fordert daher eine Zucker- und Fettsteuer. Zugleich solle es Werbeverbote für ungesunde Nahrungsmittel geben, die Kinder als Zielgruppe haben. Danne will darüber hinaus Qualitätsstandards für die Verpflegung in Kitas und Schulen. Dazu fordert er, dass in der Schule täglich eine Stunde Bewegung auf dem Plan steht. „Gerade wenn es um die wenig teilhabenden, weniger gebildeten Schichten geht, sind Kinder für uns am besten erreichbar. Und sie tragen ihre Erlebnisse in die Familien“, erklärt Danne.

Dr. Ellis Huber, Vorsitzender des Berufsverbands der Präventologen, fügt hinzu: „Die Kinder müssen gesunde Ernährung und Bewegung erleben.“ Konkrete Erlebnisse wirkten immer stärker als Beratung, so Huber. Er warnt: „Wenn sich nichts ändert, dann werden unsere Kinder eine kürzere Lebenserwartung haben als wir.“ Dass der G7-Gipfel Ebola in den Vordergrund rücke, wertet er als Ablenkung von den Gesundheitsproblemen der Industrienationen.

Die Geschäftsführerin des Verbands der Diabetesberater, Dr. Gottlobe Fabisch, wies auf das Potenzial der Diabetesberater hin: „Wir sind ganz nah an der Patienten dran und können praktische, leicht umsetzbare Gesundheitstipps geben.“ Das Projekt Diabetesberatung auf Rädern richte sich besonders an Migranten, die zum Teil auch aus kulturellen Gründen nicht in die Praxen kommen würden. Dabei würden Diabetesberater auf Wochenmärkten über die Krankheit informieren.

Der Vorstand des Dachverbands der BKK, Franz Knieps, betonte, dass nicht nur die Gesunden, sondern auch Diabetiker für Krankenkassen Kunden mit positiven Risiko darstellten. Die Anfälligkeit für Diabetes habe sich von dem Industrie- in den Dienstleistungssektor verschoben, sagte er. Da Gesundheit auch von negativen Stress am Arbeitsplatz beeinflusst werde, forderte er, Krankheitsprävention auch mit Weiterbildungen von Führungskräften umzusetzen.

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