Mehraufwand für Großhändler

„Für Hamsterkäufe fehlt die Ware“

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Berlin -

Nicht nur für die Apotheken, sondern auch für den Großhandel bedeuten die Lieferengpässe einen immensen Mehraufwand. Der Branchenverband Phagro weist Vorwürfe zurück, dass Ware ungleich verteilt werde.

Im Interview mit dem „Stern“ schildert Noweda-Chef Michael Kuck das Ausmaß, das die Engpässe mittlerweile angenommen haben: Als er 2007 bei der Genossenschaft angefangen habe, seien Engpässe kein Thema gewesen. Normalerweise liege der Anteil der Bestellungen, die sich verzögerten, bei 2 Prozent. „Jetzt liegen wir bei 7 Prozent. Eine Verdreifachung innerhalb kürzester Zeit.“ Normalerweise habe man Bestände für 14 Tage, so wie es gesetzlich vorgeschrieben sei. Daran sei derzeit aber überhaupt nicht zu denken. „Letztlich können wir nicht viel machen, außer den Mangelmöglichst gerecht zu verwalten.“

So ähnlich beschreibt es auch der Branchenverband Phagro. Lieferengpässe hätten teilweise dramatische Ausmaße angenommen, so Verbandschef André Blümel. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des pharmazeutischen Großhandels arbeiten Tag für Tag und mit Hochdruck daran, Arzneimittel zu beschaffen, um die Bestellungen ihrer Apothekenkunden bedienen zu können. Insbesondere bei Fiebersäften und Antibiotika für Kinder ist das derzeit nur sehr schwer möglich. Wir sehen die Nöte unserer Kunden, wir verstehen die Sorge der Eltern. Wir tun, was in unserer Macht steht, aber wir können nur das ausliefern, was wir erhalten.“

Ware wird sofort ausgeliefert

Die Bundesregierung müsse jetzt handeln, um die Situation schnell und nachhaltig zu verbessern. „Leider sind die bisherigen Äußerungen und Vorschläge, soweit sie den pharmazeutischen Großhandel betreffen, entweder von Unkenntnis geprägt oder werden den wahren Ursachen des Versorgungsproblems nicht gerecht.“

Wer Apotheken und Großhändler vor „Hamsterkäufen“ warne, habe nicht verstanden wie dramatisch die Situation sei. „Für Hamsterkäufe fehlt die Ware; pharmazeutische Großhändler horten keine Arzneimittel, sondern geben eingegangene Ware sofort in den Markt, um wenigstens einen Teil der Bestellungen der Apotheken bedienen und ihren Sicherstellungsauftrag erfüllen zu können.“ Ein Verteilungsproblem gebe es nicht, weil der Großhandel schon seit Wochen über sein bundesweites Niederlassungsnetz eine bestmögliche und faire Verteilung der knappen Medikamente vornehme.

Auch Vorschläge, der Großhandel solle alle unentbehrlichen und versorgungskritischen Medikamente für einen längeren Zeitraum als für den Bedarf von zwei Wochen bevorraten, um Engpässe abzufedern, gehen laut Blümel an der Realität vorbei. „Kann ein Hersteller nicht liefern, kann der Großhandel auch nichts lagern. Die aktuelle Situation resultiert aus einer außerordentlich hohen Nachfrage, die auf ein nur noch bedingt leistungsfähiges System trifft.“

Hersteller steigen aus

Wenn Präparate nicht mehr kostendeckend vermarktet werden könnten, stiegen Hersteller aus. „Darunter leiden Patienten, Apotheken und auch der Großhandel. Vor diesem Szenario haben Apotheken, Großhändler und die Verbände der pharmazeutischen Industrie seit langem gewarnt, ohne dass der Gesetzgeber in Kenntnis der drohenden Lieferengpässe gehandelt hat.“

Dazu komme, dass der vollversorgende Großhandel seit Jahren staatlich unterfinanziert sei, bei stetig steigenden gesetzlichen Belastungen und immer neuen versorgungspolitischen Zumutungen. „Immerhin hat auch der Bundesgesundheitsminister eingestanden, dass der Preisdruck im Arzneimittelsegment zu groß geworden sei. Es ist nun an ihm, diese Erkenntnis in konkretes Handeln zu übersetzen. Und das sehr schnell!“

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