Spahns Plan B

Frust, Wut, Trotz: Die Reaktionen der Kollegen

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Berlin -

Frustration, Wut, Zukunftsangst: So lässt sich die Stimmung unter den Apothekern zusammenfassen, zumindest wenn man den Kommentarspalten unter den Artikeln zu Gesundheitsminister Jens Spahns (CDU) Gesetzesplänen zur Reform des Apothekenhonorars Glauben schenkt. Selten wird so viel und so emotional kommentiert wie bei diesem existenziellen Thema.

Es sind nahezu Shakespear‘sche Motive, die die Apotheker immer wieder bedienen: Es geht um den Kampf gegen übermächtige Gegner, um Verzweiflung und nicht zuletzt um Verrat. Verrat nicht des Gesundheitsministers an den Apothekern – von dem haben sie offensichtlich sowieso nichts Positives erwartet – sondern der eigenen Standesvertretung an den Apothekern. „Der schwärzeste Tag unsere Berufsstandes“, schreibt beispielsweise ein Leser. „Und alle unsere Standesvertreter haben gewusst, dass dieser Tag kommen wird. Oder sie haben es noch gar nicht gemerkt; das wäre ja noch schlimmer.“

Das wird der ABDA nämlich am häufigsten vorgeworfen: Unfähigkeit und Machtlosigkeit. „Unsere Lobby ist leider nicht die beste“ zählt noch zu den nettesten Kommentaren über die ABDA. „Mächtig wie ein Dackelclub mit 5 Mitgliedern“, seien Friedemann Schmidt und Co., liest weiter. Sie würden „von der Politik über den Tisch gezogen und empfinden dabei die Reibungswärme als Zuneigung“, steht an anderer Stelle. Kritisiert wird neben den schlechten Verhandlungsergebnissen vor allem die mangelnde Transparenz. Die „ABDA-Strategie des stillen Kämmerleins“ habe es Spahn erst ermöglicht, seine Pläne ohne öffentliche Diskussion durchzubringen.

Und auch der DAV kriegt sein Fett weg. Er habe die Kollegen „für 360 Millionen verkauft – die er auch noch selbst verteilen darf“. Das geht so weit, dass auch immer wieder offen Fragen nach personellen Konsequenzen gestellt werden. „Was macht man, wenn ein Verband auf ganzer Linie gescheitert ist?“, fragt ein Kommentator. „Nur den Vorstand austauschen oder für neue effiziente Strukturen sorgen?“

Natürlich wird auch Jens Spahn selbst kräftig gescholten. So sorgt der Umstand für großen Unmut, dass ausgerechnet der CDU-Gesundheitsminister ein Wahlversprechen seiner eigenen Partei gebrochen hat. „Kaum jemand rechnet bei Koalitionsverträgen damit, dass ihn die Seite bricht, deren Vertreter für diesen Punkt gekämpft haben. Das schafft nur ein CDU-Minister.“ Ein Kommentator erinnert daran, dass die jetzt vorgestellten Maßnahmen doch sehr dem ähneln, was die SPD vor der Wahl vorgeschlagen hat. „Wurde Spahn rot umlackiert?“, fragt er.

Auch ein tiefsitzendes Misstrauen gegenüber der öffentlichen Meinung und der Darstellung in den Massenmedien ist häufig zu erkennen. Dort würde es ohnehin so dargestellt, als wäre der Minister vor der Lobby eingeknickt und würde die Apotheker nun mit Geldgeschenken überhäufen. Die für Laien schwer zu durchschauenden strukturellen Fragen würden weder ausreichend noch differenziert dargestellt. Fazit: Die Apotheker fühlen sich nicht verstanden. Doch auch hier gilt wieder: Die Außendarstellung des Standes und seiner Argument ist eigentlich Aufgabe der ABDA. Ein weiteres mal, sei sie da gescheitert.

Und dann sind da noch die konkreten Zahlen. Wie viel pro Apotheke hängen bleibt, ist noch nicht ganz klar. Jedenfalls schwanken die erwähnten Werte zwischen 12.000 und 20.000 Euro im Jahr. Dafür erwarte die Apotheker eine ganze Reihe von „defizitären Aufgaben“, wie sie meist genannt werden. „Was kostet dagegen eine Mitarbeiterin? So um die 35.000 Euro?“, fragt ein Kommentator. „Und die Inflation und der Mindestlohn? Spahn lässt uns krachend untergehen.“ Die Enttäuschungen über die Vorschläge Spahns und das Scheitern der ABDA schlägt dabei regelmäßig in einen kämpferischen Trotz um. „Warum sollen wir diesen Quark nicht einfach ablehnen und jetzt erst recht das RxVV fordern?! Rettet doch sowieso keine einzelne Apotheke was da vorgeschlagen ist“, so ein Kollege. „Wir haben doch eh nichts mehr zu verlieren. Und wenn Friedemann Schmidt da nicht mitgeht, dann soll er gehen!!“

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