„Schluss mit Kassenwillkür“, „Versandapotheken beraten nicht“, „Stoppt den Raubbau an den Apotheken“: Lautstark und ausgerüstet mit Trillerpfeifen, Plakaten, Megaphon und extrasauren Zitronen, machten rund 20 Apotheker am Mittwoch ihrem Ärger über die Situation des Berufsstandes vor dem Bundesrat Luft. Die Stimmungslage bei der Protestaktion war eindeutig: An der Basis formiert sich der Widerstand.
Die Initiative „Apothekerprotest“ hatte im Internet zu der Kundgebung aufgerufen. Obwohl letztlich weniger Demonstranten erschienen waren als erwartet, zeigte sich Ingo Dramburg, der Organisator der Aktion, zufrieden mit dem Ergebnis: „Es ist ein Anfang und ein Signal. Erst vor sechs Wochen haben wir mit den Planungen begonnen, heute stehen wir mit Apothekern aus ganz Deutschland vor dem Bundesrat“, sagte Dramburg.
Einige der Angereisten sind trotzdem enttäuscht: „Wir haben fast 22.000 Apotheken in Deutschland, und jetzt sehen Sie sich um, wie viele Kollegen erschienen sind“, stellt einer der Teilnehmer fest. „Apotheker sind eben träge“, sagt er mit einem Achselzucken.
„Wir sind vielleicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber wenn wir jetzt nichts machen, dann haben wir verloren“, fasst ein Apotheker, der extra aus Nürnberg angereist ist, seine Stimmungslage zusammen. Das Wir-Gefühl wird an diesem Morgen groß geschrieben. Die meisten Teilnehmer kannten sich bislang nur aus dem Internet.
Die Themen, die sich die Demonstranten auf die Plakate geschrieben haben, sind nicht neu: Erhöhung des Fixhonorars, Schluss mit dem Kassenabschlag, Ende der Bevorteilung von Versandapotheken. Im Kern der Sache geht es ihnen allen um ihre Existenz. Sie alle fürchten um ihren Berufsstand und werfen der Politik Versagen vor.
„Ich habe zwei Kinder und weiß am Ende eines Monats oftmals nicht, was der nächste Monat bringt. Ich wünsche mir von der Politik mehr Sicherheiten für meinen Beruf“, klagt eine Apothekerin aus Berlin. „Es geht um die Existenzsicherung, besonders für die kleinen Apotheken. Auch die sind wichtig“, bekräftigt ein Teilnehmer aus Spandau.
Konkrete Erwartungen an die Protestaktion gibt es nicht: „Wir wollen endlich wieder wahrgenommen werden, vielleicht formiert sich dann auch an anderer Stelle Widerstand“, hofft einer der Apotheker. „Der ABDA mangelt es an Protestkultur. Die drehen sich doch nur noch um sich selbst und hofieren die Politik im Hinterzimmer“, kritisiert Dramburg. „Die Basis haben die längst vergessen.“
Dieses Gefühl hatten viele der anwesenden Apotheker. „Das ist schon längst keine Standesvertretung mehr“, sagt ein Demonstrant. „Aber von unseren Geldern leben die offenbar ganz gut. Ich bin schon sehr gespannt auf unseren Besuch in der Jägerstraße“, sagt der Apotheker mit einem Augenzwinkern.
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