Kommentar

Friss und stirb Patrick Hollstein, 22.08.2012 14:53 Uhr

Berlin - 

Es ist noch nicht allzu lange her, da warfen Gesundheitspolitiker der Koalition den Apothekern vor, zu viele Bälle in der Luft zu haben. Die ABDA vereinfachte das Spiel wie gewünscht und konzentrierte sich auf das Honorar. Weil man mit einem Ball aber sowieso nicht jonglieren kann, hat ihnen die Regierung den letzten verbliebenen für 25 Cent abgekauft. Das neue Spiel heißt: Seid doch froh, dass ihr überhaupt etwas habt.

 

Es gibt vieles, was misstrauisch macht: Jens Spahn (CDU) hatte exakt 25 Cent bereits vor der Sommerpause fallen gelassen und der ganzen Diskussion seitdem nichts mehr hinzuzufügen – zumal sich die Koalitionspartner einig seien. Philipp Rösler (FDP) hat sich noch nie viel aus den Apothekern gemacht; für ihn kümmert sich Staatssekretär Bernhard Heitzer (FDP) um das Thema Honorarerhöhung. Der hatte als Chef des Bundeskartellamts nicht nur Verfahren gegen die Apotheker eingeleitet, sondern das Marktgeschehen rund um das EuGH-Verfahren auch geräuschvoll begleitet.

Heute waren Wolf und Becker also bei Bahr. Der Gesundheitsminister hatte im Vorfeld noch einmal öffentlich deutlich gemacht, wie es um seine politische und arithmetische Logik bestellt ist. Vielleicht wurde in kleiner Runde auch der Name Schäuble genannt. Der Finanzminister ist so etwas wie der Joker in den Verhandlungen, droht er doch damit, sich für eine Million Euro querzustellen. Ein vermeintlicher Streit im Kabinett soll die Debatte umdrehen: Statt mehr zu verlangen, sollen die Apotheker an ihren 25 Cent zweifeln.

Die Gespräche gingen weiter, hieß es im Nachgang bei der ABDA. Besonders kämpferisch klingt das immer noch nicht. Aufgeben kommt nicht in die Tüte, hieß es noch vor kurzem aus der Jägerstraße. Die Reaktionen in den kommenden Tagen werden zeigen, ob die Standesvertreter das Thema nicht längst abgehakt haben.