Gesundheitskonzerne

Fresenius-Chef: Apothekenmarkt ist ineffizient und überbesetzt

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Berlin -

Ginge es nach dem größten deutschen Gesundheitskonzern Fresenius, müsste der Apothekenmarkt radikal liberalisiert werden. Im Rahmen einer Tagung der Stiftung Marktwirtschaft bezeichnete der Vorstandsvorsitzende des Konzerns, Dr. Ulf Schneider, das deutsche Apothekensystem als „ineffizient“ und „überbesetzt“. Ein gutes Beispiel für ein funktionierendes, dereguliertes System ist aus Schneiders Sicht Großbritannien, wo einzelne Kettenapotheken aufgrund der guten Vernetzung Informationen leichter austauschen könnten.

Nach Redebeiträgen von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) und den beiden Gesundheitsökonomen Professor Dr. Jürgen Wasem und Professor Dr. Bernd Raffelhüschen zur Rolle der Marktwirtschaft im Gesundheitswesen thematisierte Schneider die zukünftige Finanzierung des GKV-Systems: Aus seiner Sicht sind insbesondere im ambulanten Sektor viele Effizienzreserven zu heben.

Insbesondere bei den Apotheken sieht der Fresenius-Chef Reformbedarf: „Wir führen leider keine Diskussion mehr über die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes“, konstatierte Schneider. Inzwischen hätten sich im Apothekenmarkt nämlich ineffiziente Strukturen festgesetzt. „Man muss sich fragen, ob diese aufgelöst werden können.“

Jegliche Bedenken, dass große Vertriebsstrukturen der wohnortnahen Versorgung Schaden könnten, wies Schneider zurück. Am Beispiel Großbritannien könne man sehen, dass die Versorgung vor Ort nicht unter großen Strukturen leide. Als Beispiel nannte Schneider die Apothekenkette Boots: Wenn ein Patient zwei Rezepte in verschiedenen Boots-Apotheken einreiche, könne der Kettenapotheker den Patienten aufgrund der guten Vernetzung innerhalb des Konzerns beispielsweise auf Kontraindikationen hinweisen. „Kann das eine deutsche Apotheke leisten?“

Aus Schneiders Sicht könnten wenige Großkonzerne auch eine günstigere Versorgung leisten als viele kleine Einheiten: „Im Apothekenmarkt gibt es überbesetzte Vertriebsstrukturen, die wir alle mit unseren Beiträgen mitfinanzieren müssen.“

Ein ähnliches Fazit zieht der Fresenius-Vorstand hinsichtlich der Versorgung durch niedergelassene Ärzte: „Es gibt in Deutschland zu viele, zu schlecht ausgestattete Arztpraxen. Dort wird keine gute Medizin gemacht.“ Er schätze zwar die Zuwendung, die Patienten in solchen Praxen erfahren. Aber: „In vielen Behandlungszimmern ist das Blutdruckmessgerät das größte Hightech-Gerät“, so Schneider. Der Fresenius-Chef sprach sich auch in diesem Bereich für große Versorgungszentren, wie etwa Medizinische Versorgungszentren, aus.

Als Vorstandsvorsitzender von Fresenius beschäftigte Schneider im vergangenen Jahr knapp 150.000 Mitarbeiter. Fresenius ist nicht nur der größte private Klinikbetreiber: Der Konzern ist auch im Pharmabereich tätig und hält die Mehrheit am Dialyse-Unternehmen Fresenius Medical Care. 2011 setzte der Konzern mehr als 16 Milliarden Euro um.

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