Freie Demokraten

Lindner: Apotheker haben FDP im Stich gelassen

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Berlin -

Eine Klientelpartei will die FDP von Christian Lindner nicht mehr sein. Das haben die Liberalen vor allem die Apotheker spüren lassen. Die Freien Demokraten lehnen nicht nur ein Rx-Versandverbot ab, sondern wollen auch das Fremdbesitzverbot abschaffen. Seitdem ist die FDP für viele Apotheker nicht mehr wählbar. Mitschuld am Ausscheiden der FDP 2013 aus dem Bundestag tragen laut Lindner die Apotheker – nur fünf Prozent hätten trotz guter Politik FDP gewählt.

Linderns egozentrischer Wahlkampfstil schafft zwar Aufmerksamkeit, langjährige FDP-Mitgliedern können damit aber nicht viel anfangen: „Lindner schwimmt auf einer narzisstischen Welle, das ist kaum noch zu überbieten“, kritisiert Apotheker Klaus Fehske seinen Parteichef. Lindner sei zwar perfekt in seiner Rhetorik und auch im Umfang mit den Medien, aber inzwischen „zu abgehoben“. Nur noch „CL“ werde Linder in der FDP genannt. Das erinnere an Fußballer Christiano Ronaldos Markenzeichen CR7, mit dem dieser seine Starallüren pflege.

Dass sich Lindner gegen die Apotheker positioniert, hält Fehske, der im NRW-Landesfachausschuss Gesundheit der FDP mitarbeitet, für einen tragischen Fehler. Mehrfach hat er Lindner aufgefordert, seine Position klarzustellen – ohne Erfolg. Die APOSCOPE-Umfrage und Lindners neuesten Werbespot zur Bundestagswahl nahm Fehske zum Anlass, noch einmal beim Parteichef zu insistieren: „Lieber Christian Lindner“, schrieb Fehske, „Ihren gerade verschickten aktuellen Wahl-Werbespot habe ich mit Interesse angesehen! Gut gemacht, vielleicht etwas hektisch!“

Wesentlich sei für ihn der Satz: „Die neue Idee findet nicht jeder gut. Eigentlich sogar katastrophal! Dann mußt Du kämpfen.“ Ein super Beispiel seien sicher die Apotheker und Ihre Mitarbeiter: 2009 habe die FDP bei der Wahlumfrage von APOTHEKE ADHOC noch 45 Prozent Zustimmung erfahren, aktuell bei 527 befragten Apotheken-Mitarbeitern laut APOSCOPE nur noch 3,1 Prozent. „Dann mußt Du kämpfen“, heiße es im Wahlspot. „Sie kämpfen sogar gegen die eigenen FDP-Fachgruppen Gesundheit“, kritisiert Fehske. Er wünsche Lindner, „dass Sie deutlich mehr Wähler woanders gewinnen – und zwar nachhaltig –, als Sie bei Ihren Stammwählern bewusst verjagen!“

Persönliche Konsequenzen ziehen will Fehske nicht, er hofft auf bessere Zeiten: „Persönlich bin ich nach wie vor überzeugter Liberaler und sogar weiter FDP-Mitglied. Schließlich sei Wahlkampf, da werde „alles nicht so heiß gegessen! Hoffen wir's!“

Lindners Antwort ließ nicht lange auf sich warten – darin fühlt sich der FDP-Chef offenbar von den Apothekern 2013 beim Ausscheiden aus dem Bundestag im Stich gelassen: „Danke für Ihre Nachricht“, schrieb Linder: „In der gleichen Umfrage wurde aber auch deutlich, dass 2013 nur knapp 5 Prozent der Apotheker die FDP gewählt haben, obwohl wir uns doch in Regierungsverantwortung eingesetzt hatten? Sehr schade!“

Im aktuellen Wahlspot gibt sich Lindner als politischer „Neudenker“: „Manchmal muss dich jemand zwingen, neu anzufangen. Weil du dann neu denken musst.“ Dann zeigt Lindner mit schnellen Schnittbildern, wie dieser Neuanfang aussehen kann.

Es gehe nicht mehr um die Frage, wie etwas schon immer gemacht worden sei, sondern darum, was gemacht werden müsste. „Also mal zu überlegen, du könntest ein Land auf der grünen Wiese neu bauen: Was würdest du anders machen?“ Die Digitalisierung voranzubringen, die richtige Wirtschaftspolitik zu machen, die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten, ohne ihre Freiheiten einzuschränken – dies seien zentrale Herausforderungen, die die Freien Demokraten angehen wollen.

Bei jedem Neuanfang gebe es auch Widerstand. Neu denken heiße allerdings nicht, alles zu zertrümmern, was Bestand habe, so der FDP-Chef weiter. „Thema Bildung: Man fragt Experten, recherchiert. Es wird gestritten. Es wird diskutiert. Irgendwann denkst du, jetzt sind wir soweit, und dann geht die Diskussion aber erst richtig los. Die Abstimmung. Es gibt eine Mehrheit. Dann kommt der neue Punkt ins Wahlprogramm. Und dann hoffst du, dass die Menschen das umsetzen wollen. Und wenn ja, dann fängt die Arbeit erst richtig an.“

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