Die Freie Apothekerschaft hat vor einer Welle von Apothekenschließungen gewarnt. Mit einer Verabschiedung des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes (GKV-FinStG) würden Schließungen von Apotheken weiter forciert, sagte Vorsitzende Daniela Hänel. „Damit einhergehend, wird der Verlust von Tausenden von Arbeitsplätzen von der Politik billigend in Kauf genommen.“ Der Verein ruft Apotheken zum gemeinsamen Protest auf.
Mit dem Spargesetz von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) soll ein Defizit bei den Krankenkassen ausgeglichen werden. Die Freie Apothekerschaft kritisiert, dass die Kassen selbst nicht „in irgendeiner Form zum Einsparen bei ihrer eigenen immensen Kostenstruktur gezwungen“ werden. „Einen großen Sparbeitrag sollen wieder einmal die Apotheken leisten.“ Geplant ist eine Anhebung des Kassenabschlags auf 2 Euro. Die Apotheken hätten aber nur noch einen Wertschöpfungsanteil von 1,9 Prozent an den Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung haben. „Bei den Unmengen an von den Krankenkassen nicht bezahlten Leistungen halten wir auch unter dem Gesichtspunkt des jahrzehntelangen Vorenthaltens der Anpassung an die Inflationsrate das weitere Sparen auf dem Rücken der Apotheken für unmoralisch“, so Hänel.
Die Antworten von Abgeordneten auf die zahlreichen Schreiben von Apotheken, deren Existenz durch die Sparmaßnahmen massiv gefährdet sind, zeigten, dass das Gesetz voraussichtlich mit einer Mehrheit verabschiedet werde. Die seit fast zwei Jahrzehnten von der Inflation abgekoppelte Bezahlung werde von den Abgeordneten schlichtweg ignoriert. „Das ist einerseits logisch“ so Hänel. „Denn dann müssten die Volksvertreter ja zugeben, dass das Packungshonorar schon längst im zweistelligen Prozentbereich hätte steigen müssen. Aus unserer Sicht ist dieses Gesetz eher ideologisch geprägt. Da hat sich die Ampel mit dem Gesundheits-, Justiz- und Wirtschaftsministerium augenscheinlich den Umbau des Gesundheitswesens überlegt. Dass die Apotheken seit Jahren über das Sozialgesetzbuch erpresst und ausgepresst werden, konnte leider bis heute von unserer eigenen Berufsvertretung weder der Bevölkerung noch den Abgeordneten des Deutschen Bundestages vermittelt werden.“
Wie die Arzneimittelversorgung zukünftig mit einer stark reduzierten Anzahl an Apotheken vor Ort oder möglicherweise im ländlichen Bereich sogar ohne Apotheken bewerkstelligt werden solle, sei bislang von den verantwortlichen Ministern noch nicht bekanntgegeben worden. „Man muss allerdings nur im Internet recherchieren, da wird die Nähe von Parteien zu ausländischen Arzneimittellogistikern mehrfach dokumentiert.“
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