„Unmoralisches Angebot“

Freie Apothekerschaft poltert gegen Spahn und ABDA

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Berlin -

Die Freie Apothekerschaft lehnt den von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgestellten Plan B rundweg ab: In einer Presseerklärung poltert der Zusammenschluss aber nicht nur gegen Spahn. Auch die ABDA ist Zielscheibe der Kritik: Die Standesvertretung habe kein Rückgrat und lasse sich billig kaufen.

„Gesundheitsminister Spahn hat seine Krallen ausgefahren“, heißt es in der Erklärung: Für ein paar Euro „Schweigegeld“ pro inländischer Apotheke bleibe der Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel auch aus dem Ausland bestehen. „Die Freie Apothekerschaft ist empört. Damit stellt sich der Minister öffentlich gegen den Koalitionsvertrag. Man muss den Eindruck gewinnen, als ob der früher mit Spahn geschäftlich liierte und heutige Geschäftsführer eines niederländischen Arzneimittelversenders diese Vorschläge persönlich in die Feder des Bundesgesundheitsministers geschrieben habe“, so der Wortlaut. Damit gipfele die bisherige „Veräppelung“ der Apotheker. Das Apothekensterben werde weiter Fahrt aufnehmen.

Genauso abstrus klinge es aus dem Mund dieses Ministers, dass eine für ausländische Versender neu zu schaffende „Marktanteil-Grenze von 5 Prozent“ und die „Deckelung von Boni“ die EU-Juristen nicht stören sollten: „Das Zynische: Jetzt sollen denen die höheren Marktanteile und das Gewähren von Boni offiziell zugestanden, ja sogar im Sozialgesetzbuch festgeschrieben werden. Und das alles ohne irgendeine Ahnung davon zu haben, was der Gesetzgeber machen will, wenn diese Grenzen überschritten werden. Die Konzerne, die die ausländischen Versender am Leben halten, lachen sich schlapp, denn deren Aktienkurse werden dank Spahn steigen.“

Den Apotheken gehe es nicht nur um Geld, sondern vielmehr um Gerechtigkeit und vor allen Dingen um die Preisgleichheit beim hohen Gut des verschreibungspflichtigen Arzneimittels, das eben keine normale Ware sei. Dr. Helma Gröschel, 1. Vorsitzende der Freien Apothekerschaft: „Mal ganz abgesehen davon, dass die Apotheken vor Ort als einzige Leistungserbringer im Gesundheitswesen seit 14 Jahren komplett von der Inflationsrate abgekoppelt sind, soll ihnen jetzt 5 Prozent der Wertschöpfung per Gesetz, also circa 260 Millionen Euro, ohne Ausgleich weggenommen werden! Damit wird das Angebot Spahns für die Apotheken nicht nur zu einem Nullsummenspiel, es werden den Apotheken weitere Verluste zugemutet! Von einem irgendwie gearteten ‚Geschenk‘ kann also überhaupt keine Rede sein!“

Alle Leistungserbringer, die sich in Deutschland an der Arzneimittelversorgung der Versicherten beteiligen wollten, müssen denselben Bedingungen unterworfen werden – ohne Wenn und Aber. Innerhalb der Handelskette vom Hersteller über den Großhandel bis zur Apotheke sei jede Stufe auf den Cent festgelegt, Rabatte seien ausgeschlossen. Gröschel weiter: „Die Regierung, die Apotheken mit einem Versorgungsauftrag knebelt und durch die Hintertür ausländischen Versandkonzernen Tür und Tor öffnet, die muss sich den Vorwurf von Protektionismus gefallen lassen. Vor diesem Hintergrund mutet die Entscheidung der EU geradezu grotesk an, verschreibungspflichtige Tierarzneimittel vom Versand grundsätzlich auszuschließen.“

Auch auf die ABDA ist die Freie Apothekerschaft nicht gut zu sprechen. Sie sei „eine Standesvertretung ohne Rückgrat, die sich anscheinend billig kaufen lässt und sämtliche Bemühungen der Basis hinsichtlich eines Versandverbots verschreibungspflichtiger Arzneimittel konterkariert hat“. Sollte es bei diesem „Verhandlungsergebnis“ bleiben, fordert die Freie Apothekerschaft den sofortigen Rücktritt des ABDA-Präsidiums.

„Die Geheimniskrämerei, das Hinhalten und die Kungelei zwischen ABDA und Spahn war und ist unanständig und respektlos gegenüber den Basisapothekern, die jeden Tag ihren Kopf hinhalten müssten für eine eiskalte Gesundheitspolitik, für politische Entscheidungen, die sie nicht zu verantworten haben.“ Einer Politik, die ausländische Aktiengesellschaften und internationale Konzerne über die heimischen Apotheken stelle, über Leistungserbringer, die rund um die Uhr an 7 Tagen die Woche die Arzneimittelversorgung der deutschen Bevölkerung zu 100 Prozent aufrechterhielten, der muss man attestieren, „dass sie versagt hat“. Dr. Gröschel: „Diese Politik ist beschämend! Jegliche Beweihräucherung, wie wichtig die Apotheken angeblich sein sollen und dass die flächendeckende Versorgung erhalten bleiben müsse, darf man jetzt getrost als Makulatur bezeichnen. Im Hintergrund werden anscheinend bereits andere Maßnahmen geplant, das jetzige Apothekensystem zu ersetzen durch ein System, das den Patienten dann vollends zu einer digitalen Nummer degradiert.“

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