Die Freie Apothekerschaft sieht durch die Sparpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zehntausende Arbeitsplätze in Gefahr. Die Apotheken seien seit 18 Jahren von der Inflationsrate abgekoppelt, Kostenerhöhungen könnten bei 80 Prozent der Waren nicht umgelegt werden, hinzu kämen Mindestlohnerhöhung und gestiegene Energiepreise. In dieser Situation den Rotstift anzusetzen, werde zu massiven Apothekenschließungen führen, befürchtet der Verein.
„Von jetzt auf gleich“ sehe Lauterbach nun Einsparpotentiale bei den Apotheken in Millionenhöhe. Die Erhöhung des Kassenabschlags und die gleichzeitige Senkung der Mehrwertsteuer träfen die deutschen Apotheken ins Mark, da durch diese beiden Maßnahmen das jeweilige Betriebsergebnis deutlich verringert werde.
„Man bedenke bitte einmal, dass die Apotheken seit nunmehr 18 Jahren komplett von der Inflationsrate abgekoppelt sind! Das Honorar pro Packung für Arzneimittel auf Rezept hätte seit 2004 demnach um mindestens 25% angehoben werden müssen“, erklärt die Erste Vorsitzende Daniela Hänel. Im Gegensatz zu anderen Branchen könnten die Apotheken eine Erhöhung der Kosten bei 80 Prozent der Waren, nämlich bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln, nicht auf die Verbraucher umlegen. „Nicht nur die Erhöhung des Mindestlohns, auch die Inflationsrate und die massiv gestiegenen Energiepreise tragen ja zu einer weiteren deutlichen Erhöhung der Kosten bei. Und jetzt soll gekürzt werden?“ Man müsse nicht viel rechnen, um vorauszusagen, dass massive Schließungen von weiteren Vor-Ort-Apotheken folgen werden – zehntausende Arbeitsplätze, vorwiegend von Frauen, seien gefährdet. Das bewährte Apothekennetz werde in der Fläche somit weiter ausgedünnt mit gravierenden Folgen für die Patienten, die dann unter anderem weite Wege auf sich nehmen müssen.
„Darf man in Deutschland eigentlich für gute Arbeit nicht gut bezahlt werden?“, fragt Hänel. „Wenn von einigen Medien die Apotheken als die Gewinner in der Pandemie bezeichnet werden, so behaupten wir, dass durch die äußerst schnelle Versorgung in vielen Bereichen mit zum Beispiel Desinfektionsmitteln, Schnelltests und Masken, eine hohe Ansteckungsrate in der Breite verhindert wurde.“
Darüber hinaus stelle sich die Freie Apothekerschaft die Frage, warum die Politik sich nicht traut, den Rotstift beispielsweise bei der Selbstverwaltung der Krankenkassen anzusetzen. Beim GKV-Spitzenverband und bei vielen Krankenkassen sehe der Bundesverband genügend Einsparpotenzial, um das Gesundheitswesen finanziell deutlich zu entlasten. Allein für das Sponsoring von Sportveranstaltungen und für Fernsehwerbung würden Millionen Euro zu Lasten der Versicherten ausgegeben.
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